Dst: Wie gingen Sie als Spieler mit Druck im
Spiel um?
Thomas
Kastenmaier:
Wenn du
einen entscheidenden Elfmeter oder Freistoß schießt, ist der Druck schon da. Du
weißt genau "wenn du den reinhaust" bist du der Held, "wenn du
versämmelst" ist der Erfolg der ganzen Mannschaft gefährdet und du bist
der Depp. Aber genau in diesen Situationen, braucht es "Einen" der
die Verantwortung übernimmt. Ich hab mich immer dazu berufen gefühlt. Nicht "den
Schwanz einziehen" und anschließend schimpfen oder jammern. Und wenn du
"das Ding" dann rein machst, ist das eine unheimliche Erleichterung,
ist ja klar.
Dst: Wie hat es vor einer solche Situation in
Ihren Kopf ausgeschaut? Was spielt sich dort ab?
Thomas
Kastenmaier:
Du stehst
unter Spannung ohne Ende - du unterhälst dich nicht mehr - du konzentrierst
dich nur noch auf die Aufgabe die ansteht. Zum Beispiel diesen Elfmeter - nur
noch schauen, das der Ball ins Netz geht. Ich habe nie geschaut oder spekuliert
was der Torwart macht. Ich wusste, was ich will und vorhabe, - so habe ich mal 3 Jahre keinen verschossen.
"Aber dann hat es mich auch mal wieder mal erwischt".
Dst: Kamen in solchen Situationen auch mal
Zweifel auf?
Thomas
Kastenmaier:
Du hast nur
noch einen Blick - wenn du zum Beispiel von der Mittelline zum Elfmeterpunkt
gehst, siehst du nur noch den Ball - du vermeidest Augenkontakt mit den Torwart
- du siehst wie "der Kahn" immer gesagt hat, nur noch "den
Tunnel" - das Tor in seiner Breite und Höhe - du denkst nur noch:
vernünftig hinlegen, Anlauf nehmen, reinhauen. Nichts anderes mehr. Du drehst
dich nicht mehr um -nimmst auch die Zuschauer nicht mehr wahr - nur noch
"die Kugel". Selbst wenn der Schiedsrichter "Stop" rufen
würde, würdest du beim Anlauf, durchlaufen und schießen.
Dst: Kam auch mal der Gedanke: "Hoffentlich
verschieße ich nicht"?
Thomas
Kastenmaier:
Ich hatte
nie solche Gedanken. Ich glaube, wenn du anläufst und denkst "hoffentlich
verballer ich den nicht", dann ist "das Ding schon gegessen".
Dst: Wie sind Sie damit umgegangen wenn ein
Elfmeter verschossen war?
Thomas
Kastenmaier:
Ich bin mal
mit einem verschossenen Elfmeter in den Jahresrückblick gekommen. Da bin ich
auf dem Bökelberg - ausgerechnet gegen München 60- beim Anlauf ausgerutscht. Beim Stand von 0:0
ging der Ball 5 Meter übers Tor. Dann war ich
ein paar Tage als Depp in allen Medien. Dabei hatte ich aber Glück. Drei
Tage später, ist das gleiche dem David Beckham passiert. Da haben alle nur noch
über ihn geredet. (lacht)
Man braucht
dafür ein gewisses "Leck-mich-am-Arsch-Gefühl", selbst wenn man
verschießt. Ich war ein Spieler der sich selber rausziehen konnte, wenn etwas
danebengegangen war.
Dst: Erinnern Sie sich an solche Situationen?
Ich bin mal am Bökelberg von den eigen Fans
ausgepfiffen worden. Im vorherigen Spiel, in Bremen, war ich an zwei Gegentoren
in beteiligt gewesen. Dann bekommst du selbst als gestandener Spieler einen
"Flattermann". Das ist ein Scheißgefühl. Da kann mir keiner erzählen,
ich hör das nicht. Du kannst dann nicht mehr vernünftig Fußball spielen. Zwei
Wochen später, im nächste Heimspiel, hab das Spiel mit 2 Toren entschieden. Da
durfte ich wieder auf die Trommel von "Manolo" schlagen. Damit muss
man lernen umzugehen.
Ich war ja
von den Bayern gekommen, war also den umgekehrten Weg gegangen. Nicht wie z.B.
Matthäus oder Effenberg. Und wenn es dann mal schlecht bei der ganzen
Mannschaft lief, haben sich die Zuschauer einen ausgesucht. Dann war ich schon mal "die Bayern-Sau". Das hat
dann schon wehgetan. Wäre ich labil gewesen, hätte ich in den folgenden Wochen
nicht wieder meine Leistung bringen können.
Dst: Was
haben Sie als Spieler gemacht? Baut man eine Art Schutzmauer um sich herum?
Thomas
Kastenmaier:
Erst mal
kannst dir dann sicher sein, in den nächsten Tagen, in den Medien einen
"aufs Maul" zu bekommen. Montags im "Kicker" bekommst du noch einen. Da braucht du einen
Trainer der "Rückrad" hat. Ich war ja kein schlechter, hatte deshalb
das Vertrauen des Trainers. Danach konnte ich mich auch wieder in die andere
Richtung bewegen. Ich konnte mich dann selbst wieder rausziehen. Durch
Training, gute Spiele und auch Tore. Dann war mein "Tief" meistens
schnell verzogen. Wenn es dann aber
länger anhält, bist du früher oder später draußen. Wichtig ist in
solchen Situationen einen Trainer zu haben, der das richtig einschätzen kann
und stellt dich wieder auf. Weil er weiß, er kann sich auf dich verlassen.
Dst: Wie war die Drucksituation dann im
Abstiegskampf?
Thomas
Kastenmaier:
In der
Saison 1992, IM vorletzten Saisonspiel,
wir lagen zur Halbzeit bei den
Stuttgarter Kickers zurück und waren in diesem Moment abgestiegen. Wir konnten
das Spiel noch drehen. Ich habe ein Tor auf den "langen Criens"
vorbereitet und das zweite selbst gemacht.
Die Borussia war gesichert und konnten uns auf das anstehende
Pokal-Finale konzentrieren.
Dst: In den Medien wird das "Thema
Druck" zur Zeit häufig thematisiert. Ist der Druck im Fußball größer
geworden?
Thomas Kastenmaier:
Thomas Kastenmaier:
Generell ist
der Druck größer geworden. Aber eigentlich ist er gleich geblieben. Es kommt
auf die Situation an. Es kann mir keiner erzählen, das ein Spieler, der von
Platz 1 bis 5 spielt, unter großen Druck steht. Dann hast du eine
"Truppe" die gut spielt, du hast einen Lauf und du schläfst nachts
gut. Wenn du aber permanent von Platz 15 bis 18 spielst, da schläfst du schon
mal schlecht. Wenn das über Monate so geht, könnte das im Kopf als Katastrophe
auftauchen. "Du steigst ab - dein Vertrag zählt nicht mehr - findest
vielleicht keinen anderen Verein. Diese Situationen hatte ich auch. Du bist gereizt,
weil der Druck da ist. Dann bist du nicht mehr so locker, fängst an zu
überlegen "wenn das heute auch schon wieder schief geht". Vielleicht hast
du noch sechs oder sieben davon in deiner Truppe. Keiner kann mir erzählen
"das geht mir am Arsch vorbei". Wenn du Spieler hast, die komplett
zusammenbrechen, steigst du ab. Hätten wir damals nicht solche Charakter-Typen
wie Jörg Neun, Stefan Effenberg und auch mich gehabt, hätten wir keine
Chance gehabt.
Dst: Was haben diese "Charakter-Typen" gemacht?
Thomas
Kastenmaier:
Auf dem
Platz kannst du bei den Mitspielern wenig machen. Du kannst selber nur
reagieren und Akzente setzen. Du musst in die Zweikämpfe gehen und dich
konzentrieren, sie gewinnen, oder die Flanke reinbringen. Wenn du aber so sehr
zweifelst, das du nicht mehr in die Zweikämpfe gehst, dann wird dabei nichts
positives rumkommen. Du kannst deine Mitspieler nur positiv aufrichten.
Dst: Wie macht man das konkret?
Thomas
Kastenmaier:
Wir haben
uns damals mit der kompletten Truppe, ohne Trainer beim "Effe"
getroffen. Haben uns bei einem Bier zusammengesetzt und uns gesagt: "Wir
können als gute Truppe nicht absteigen, es liegt nur an uns Spielern". Wir
haben dabei darauf geachtet, nicht auf die Spieler, die gerade sowieso
"neben der Spur laufen" noch zusätzlich draufzuhauen - zu
kritisieren. Du musst bei kleinen
Fehlern darüber hinwegsehen. Würdest du um Platz 1 bis 5 spielen, würdest du
ihn kritisieren. Aber in solchen Situationen kannst du dir das nicht erlauben,
zum Beispiel durch Gesten oder Abwinken. Das funktioniert in dieser Situation
nicht. 1. ziehst du den Anderen damit noch weiter runter. 2. reibst du dich
dadurch selber auf. 3. Jeder kann es sehen und kann es als Schwäche auslegen.
Für solche Situationen braucht es auch eine Erfahrung - die man lernen kann. Vereine, die häufig im
Abstiegskampf stehen, können besser damit umgehen. Daher gab es auch den
"Mythos" der "Unabsteigbaren" vom VFL Bochum. Für erfolgsverwöhnte
Vereine ist eine solche Situation - mit einer vermeintlich besseren Mannschaft-
viel schwerer. Sie kennen sich damit nicht aus. Dann hast du viele
Spieler, die "ganz schlecht schlafen", nicht mental nicht fit sind wenn
das Spiel angepfiffen wird.
Dst: Was macht der Trainer Kastenmaier, wenn der
Spieler fit ist, aber das normale Training nicht ausreicht, um das Potential
des Spielers abzurufen?
Thomas
Kastenmaier:
Neben dem
Training, durch persönliche Gespräche Selbstvertrauen geben. Ihn auf seine
Stärken hinweisen. Wie z. b. seine Technik, Schnelligkeit. Im Training diese
Situationen immer wiederholen. Dem Stürmer die Bälle um die Ohren hauen, bis er
sie wieder rein macht, wieder Selbstvertrauen erlangt. Das geht meistens nicht
innerhalb einer Woche. Es ist häufig ein
kontinuierlicher Prozess. Dazu braucht dieser Spieler Vertrauen. Wenn du es als
Trainer schaffst, wird dir der Spieler das ewig danken. Es gibt auch Spieler, die sind Trainingsweltmeister
- kommen dann ins volle Stadion -
bekommen dann den "Flattermann" und es geht gar nichts. In meiner Zeit
als junger Spieler bei Bayern habe ich vom "Jupp Heynckes" immer
"Feuer" bekommen. Wir hatten zwar häufiger "Theater", aber
er hatte erkannt, dass ich das brauchte. Wenn er mich dann gebraucht hatte,
konnte er sich auf mich verlassen. Wäre ich damals sensibel gewesen, wäre dort
schon Schluss gewesen mit meiner Laufbahn. Nach meiner Kariere wurde mir erst
klar, dass er der beste und wichtigste Trainer für mich war. Ohne diese Lehrzeit bei Bayern, mit all
diesen Führungsspielern und das Erleben dieser Hierarchie , hätte ich meinen Weg nicht machen können. Das
hat mich geprägt, mit Spielern wie Augentaler, Pflügler und Aumann. Die waren
schon oft Meister gewesen. Sie hatten das Sagen. Für einen jungen Spieler
zählte , "Klappe halten"- zuhören - lernen. Das war früher anders als heute. Als Jupp Heynckes dann später bei Bayern entlassen und wieder
in Mönchengladbach bei den Heimspielen als Zuschauer war, hat er mich im
"Kicker" in die "Elf des Jahres" gewählt. Das hat mich
damals sehr stolz gemacht.
Dst: Was
hat Sie im Fußball erfolgreich gemacht?
Thomas
Kastenmaier:
Natürlich
braucht es ein gewisses Talent zu haben. Dazu die Bereitschaft lernen zu
wollen. Permanent versuchen sich zu verbessern. Ich bin nicht der Typ der sich
hängen lässt - wollte jedes Spiel
gewinnen, selbst im Training. Das hat der Trainer - der Bernd Kraus- gewusst.
Das ist die wichtigste Eigenschaft für einen Bundesliga-Spieler. So war ich als
Kind schon. Andererseits, war ich aber auch nicht so extrem, dass ich nach
einer Niederlage "geheult" habe. Sondern ich war "Stocksauer", auf mich oder auch
meine Mitspieler. Ich war ehrgeizig, jedoch nicht zerfressen. Bei einer
Mannschaft erwarte ich, das alle so denken. Dazu absoluter Siegeswille, sogar
bei einer "Gaudi" wie Fußball-Tennis.
Dst: Wenn ich heute Interviews von Fußballern im
TV anschaue, wirken diese von Seiten der Spieler oft sehr diplomatisch. Sagen
Spieler und Trainer dort wirklich ihre Meinung?
Welche Rolle spielen die Medien im Zusammenhang mit Druck?
Thomas
Kastenmaier:
Eine Sensation früher
bei Bayern war "Wenn die vom
Fernsehen damals zum Interview kamen Beim Schwabl, Manni und mir, mussten diese
anschließend mit Untertitel gesendet
werden, weil sie nichts verstanden haben".
Natürlich hat sich die Medienlandschaft gegenüber meiner
Zeit sehr verändert. Gegenüber den 90-er Jahren wird heute alles
ausgeschlachtet. Da konntest du nach dem Spiel nochmal ein Bier trinken ohne am
nächsten Tag auf der Titelseite zu stehen.
Und wenn ich diesen Mist der Spieler ,dann in den
Interviews höre. Diese vorsichtige
"Tiefstapelei" . Warum spiele ich denn in der Bundesliga? Ich werde
doch nicht Profifußballer um immer 10.
oder 15. zu werden. Auch wenn man mich in meiner Zeit in "Gladbach"
gefragt hat, ob ich Meister werden will hab ich geantwortet "Natürlich
will ich Meister werden, ob ich oder meine Truppe das dann schaffe, weiß ich
nicht, das wird sich zeigen". Ich setze mir doch nicht schon vorher das
Ziel 9. zu werden. Ich will auch mal 1. werden, für nichts anderes Spiel
ich". Ich würde mir, das zu sagen, nicht verbieten lassen. Diese
"Rumeierei" mag ich nicht.
Der Fußball lebt nun
mal auch von Emotionen. Selbst wenn ich nach dem Spiel, vor der Kamera mal auf
"180" bin und da rutscht mal was raus. Was soll es, du kommst vielleicht mal in den
"Jahresrückblick" und dem Reporter wird von Kollegen, im Ü-Wagen mit dem Spruch auf die Schulter
geklopft " Den hast du gut hinbekommen". Wenn das alles wegfallen
würde, wäre schade. Auch die Ausbrüche vom Uli Hoeneß, zum Beispiel letztes
Jahr auf der Jahreshauptversammlung. Das
ist doch einfach nur Mensch sein. Das gehört doch dazu.
Dst: Was halten Sie von Funktional-Teams
innerhalb eines Trainerstabs? Wie sollten sie funktionieren?
Thomas
Kastenmaier:
Grundsätzlich
arbeite ich lieber in einem kleinen Trainer-Stab. Wenn man sieht, wie Alex Ferguson und Arsene Wenger
mit 10 und mehr Leuten arbeiten, wäre mir das persönlich zu viel. Ein Grund für
diese Trainer, wird auch die umfangreiche Medienarbeit sein. Jeden Tag eine
Presse-Konferenz geben. Da muss der Chef-Trainer bei Bayern oft erklären, warum der Ribery Husten hat. Ich
würde gerne mit zwei Co-Trainern und einem Reha-Trainer arbeiten. Dabei braucht
es Leute, die gleich ticken, Vertrauen, Loyalität, aber trotzdem kontrovers diskutieren. Ich
arbeite ich als Trainer lieber auf dem Platz als auf einer Pressekonferenz.
Einen Sport-Psychologen würde ich von der
Mannschaft und den Spieler-Typen abhängig machen. Eine Mannschaft ist wie eine
Art Familie von 20 Leuten, die 300 Tage im Jahr zusammen verbringt. Wenn da ein
"Fremder" dazu stößt, könnte das störend sein. Eine Spielerkabine ist
zum Beispiel sehr persönlich und intim. Da hat kein Außenstehender etwas zu
suchen.
Dst: Sie haben als Spieler den jungen Robert
Enke und auch Sebastian Deisler erlebt. Wie verbreitet waren mentale Probleme
damals im Vergleich zu heute?
Thomas
Kastenmaier:
Von Themen
wie "Burn Out" haben wir damals gar nichts mitbekommen. Dieses Wort
gab es nicht mal. Mit diesem Thema hatte man sich gar nicht beschäftigt. Der
Robert Enke war als junger Mann bei uns. Ein ganz normaler Typ und Torwart.
Vielleicht hat man damals den Druck mit
Alkohol bekämpft. Da hat man dann Geschichten gehört, dass der eine oder andere
Spieler, Trainer oder auch Schiedsrichter ein "Schluckspecht" sein
soll. Nach außen hin wurde das dann als Alkoholismus dargestellt. Wer hätte
geahnt, dass ein "Tony Adams" von Arsenal, jahrelang Alkoholiker war?
Ich weiß nur von mir selbst, wenn ich mal ausgegangen war, etwas getrunken
hatte, war es schwer am nächsten Tag die Leistung abzurufen. Ich persönlich
kann dazu nicht viel sagen, weil ich nicht davon betroffen war. Wenn du dann
davon betroffen bist, wird es sicherlich schwer sein, es einem Dritten,
nachvollziehbar zu erklären. Sonst würden sich diese Menschen früher jemanden
anvertrauen. Nicht wenn es zu spät ist. Selbst die Mitspieler haben es bei
Robert Enke nicht bemerkt. Den Sebastian Deisler habe ich in den
Jugendmannschaften kennen gelernt. Habe seine Karriere dann verfolgt. Wenn ich
ihn dann später mal wieder getroffen habe, war das ein ganz normaler
"Super Typ". Wenn ich dann
einen Ralf Rangnick betrachte, ein
Workaholic, der über Jahre Projekte gepusht hat, dann ist klar, dass man
irgendwann "platt" ist und eine Auszeit braucht.
Dst: Was braucht es, um dieses "platt
sein" zu vermeiden? Wie sind Sie damit umgegangen?
Thomas
Kastenmaier:
Grundsätzlich
ist jeder Mensch anders. Man braucht
schon eine Bezugsperson. Das kann dann der Trainer , der Berater, ein Freund sein.
Heute werden oft auch Psychologen in Anspruch genommen. Alleine wird das dann
nicht funktionieren. Bei mir war es im
Bedarfsfall, im Abstiegskampf ,meine Frau. Durch zuhören, was dich belastet,
gut zureden. Herausziehen kannst du dich nur selbst. Eine gute Spielerfrau hält
dir den Rücken frei mit alltäglichen Dingen, wie Kinder und Hund. Das ist aber
in anderen Berufen auch so. Im Fußball ist neben der körperlichen Fitness
wichtig, das ich meinen Beruf mit Leidenschaft und Spaß ausübe. Ansonsten wird
man langfristig keinen Erfolg haben.
Ich habe zu
einigen aktuellen Bundesligaspielern Kontakt, die ich als Jungendspieler
trainiert habe. Wie den Marcel Jansen und Eugen Polanski und einige andere.
Wenn sie mal daneben hängen und anrufen,
versuche ich zu vermitteln, dass sie den schönsten Beruf der Welt haben. Wenn
du Fußballer mit Leib und Seele bist, was
gibt es schöneres, als damit auch noch Geld zu verdienen. Das ganze
Leben, die Tagesabläufe sind auf Fußball abgestimmt. Du hast maximal zweimal
täglich Training, bist viel auf Reisen, du hast Fans hinter dir, die jubeln.
Oder die kleinen Annehmlichkeiten, sich paarmal die Woche massieren zu lassen.
Das ist einfach herrlich. Aber meistens merkst du es erst dann, wenn du diesen
Beruf nicht mehr ausüben kannst. Wenn du vielleicht mal von heute auf morgen
"Sport-Invalide" bist.
Bei Borussia
Mönchengladbach mussten wir mal einen Fragenkatalog vor der Saison ausfüllen.
Am Ende kam die Frage nach dem Lebensmotto. Einige haben dort zum Beispiel
eingetragen "Leben und leben lassen", ich hab eingetragen "mit a
bisserl Spaß geht alles viel besser". Ich habe mir meistens keinen
"großen Kopf" gemacht. Ich wollte einfach nur Fußball spielen, Tore
vorbereiten und Tore machen. Darum hat man mir auch immer nachgesagt, ich hätte
einen halben Rechtsaußen gespielt, oder der Mittelfeldspieler, der vor mir
spielte, wäre "die ärmste Sau auf dem Platz".
Fazit:
Um zu funktionieren, braucht
es statt Druck, neben der Willenskraft und dem Talent, Freude am Spiel und
Lockerheit. Die Frage ist jedoch, wie mache ich das? Wie werde ich voller
Enthusiasmus über den Fußballrasen getragen? Oder wie BVB-Trainer häufig sagt:
"Die Jungs sind einfach nur geil auf Kicken".
Wie erhalte ich die Freude am
Spiel, Leichtigkeit und Spaß daran? Wie erzeuge ich Enthusiasmus, geil auf
Kicken sein?
Im Kopf des Fußballers laufen
ganz normale Dinge wie Ängste und Zweifel ab. Um damit umzugehen, braucht es
neben den Muskeln auch den Kopf zu trainieren. Fehler und Verlieren
wegzustecken, ohne zu blockieren oder sich als Verlierer zu sehen. Um das zu
verarbeiten, damit umzugehen, braucht es
in einen unbekannten, mentalen Bereich von einer Art Magie vorzudringen. Wo
statt Druck ,eine spielerische Leichtigkeit entstehen kann. Ein Teil ist, wie
Kastenmaier schon erklärte, neben dem Training, in persönlichen Gesprächen, den
Spieler an seine Stärken erinnern. Das Selbstvertrauen des Spielers wieder
stärken und ihm als Trainer oder Verantwortlicher, das Vertrauen schenken.
Nicht jeder Profi hat diese Leichtigkeit des Seins oder eine entsprechende
"Leck-mich-am-Arsch-Einstellung", in Drucksituationen, eines Thomas Kastenmaiers. Nicht alle
Spitzensportler haben zuhause eine einfühlsame Frau als Ansprechpartner, die
bei Bedarf, mental aufrichtet.
Das tiefste Verlangen des
Menschen ist Anerkennung. Auch der Sportler möchte sich gesehen und Anerkannt
fühlen. Selbst wenn man Fehler und Pannen anerkennt, ein Spiel verloren hat.
Zum Beispiel:"Das war ein Super-Eigentor - ein Hammer-Fehlpass". Und
das ganze ohne Ironie. Zu schauen, wo liegt die Chance daraus zu lernen? Wenn
man Fehler und Pannen anerkennen, gar feiern kann, damit sein kann, eröffnet es
den Weg ,auch wieder große Siege zu feiern. Im Leben haben die Dinge meistens
zwei Seiten, wie Tag und Nacht - Sonne und Schatten - Sieg und Niederlage. Dies
gilt es zu akzeptieren, dass es sein darf.
Würde man dem Spieler eine
Pistole an den Kopf setzen, wird er irgendwann nicht mehr das Letzte aus sich
rausholen können. Es würde Druck und Angst erzeugen, statt Spitzenleistung. Wenn
ich also weiß, mit Druck und Draufhauen komme ich nicht weiter, fällt es mir
leichter damit aufzuhören. Dafür braucht es ein Bewusstsein der sportlichen
Führer und Leiter.
Stattdessen stellt sich die
Frage, womit turne ich den Fußballer/Sportler an? Hierzu gibt es kein
Patentrezept. Jeder Mensch ist anders. Aber man kann dieser Neugierde folgen,
es ausprobieren.
Dafür braucht es ein
Bewusstsein bei allen Beteiligen, beim Spieler, Trainer, Manager und auch
Berater. Die "Black-Box-Mensch" besser kennenlernen. Dieses
Bewusstsein ist trainierbar wie die Muskeln des Spielers. Kenne ich diese
"Black-Box" besser, dann fallen meine Reaktionen -zum Beispiel auf
Druck- anders aus.
Zitat von Sunzi "Die
Kunst des Krieges"
"WENN DU DEINEN FEIND
KENNST UND DICH SELBST KENNST; BRAUCHST DU DAS ERGEBNIS VON 100 SCHLACHTEN
NICHT ZU FÜRCHTEN"
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