Die MEDIATHEK hinter den KULISSEN

Die MEDIATHEK  hinter den KULISSEN
Die Sonnenseite des Fußballs -The High Performence Mind of Soccer -Menschen und Stories rund um den Fußball

Samstag, 11. Februar 2012


Druck im Profifußball

Teil II. Thomas Kastenmaier im Interview


http://www.kastes-fussballschule.de/
Dst: Wie gingen Sie als Spieler mit Druck im Spiel um?
Thomas Kastenmaier:
Wenn du einen entscheidenden Elfmeter oder Freistoß schießt, ist der Druck schon da. Du weißt genau "wenn du den reinhaust" bist du der Held, "wenn du versämmelst" ist der Erfolg der ganzen Mannschaft gefährdet und du bist der Depp. Aber genau in diesen Situationen, braucht es "Einen" der die Verantwortung übernimmt. Ich hab mich immer dazu berufen gefühlt. Nicht "den Schwanz einziehen" und anschließend schimpfen oder jammern. Und wenn du "das Ding" dann rein machst, ist das eine unheimliche Erleichterung, ist ja klar.
Dst: Wie hat es vor einer solche Situation in Ihren Kopf ausgeschaut? Was spielt sich dort ab?
Thomas Kastenmaier:
Du stehst unter Spannung ohne Ende - du unterhälst dich nicht mehr - du konzentrierst dich nur noch auf die Aufgabe die ansteht. Zum Beispiel diesen Elfmeter - nur noch schauen, das der Ball ins Netz geht. Ich habe nie geschaut oder spekuliert was der Torwart macht. Ich wusste, was ich will und vorhabe,  - so habe ich mal 3 Jahre keinen verschossen. "Aber dann hat es mich auch mal wieder mal erwischt".
Dst: Kamen in solchen Situationen auch mal Zweifel auf?
Thomas Kastenmaier:
Du hast nur noch einen Blick - wenn du zum Beispiel von der Mittelline zum Elfmeterpunkt gehst, siehst du nur noch den Ball - du vermeidest Augenkontakt mit den Torwart - du siehst wie "der Kahn" immer gesagt hat, nur noch "den Tunnel" - das Tor in seiner Breite und Höhe - du denkst nur noch: vernünftig hinlegen, Anlauf nehmen, reinhauen. Nichts anderes mehr. Du drehst dich nicht mehr um -nimmst auch die Zuschauer nicht mehr wahr - nur noch "die Kugel". Selbst wenn der Schiedsrichter "Stop" rufen würde, würdest du beim Anlauf, durchlaufen und schießen.
Dst: Kam auch mal der Gedanke: "Hoffentlich verschieße ich nicht"?
Thomas Kastenmaier:
Ich hatte nie solche Gedanken. Ich glaube, wenn du anläufst und denkst "hoffentlich verballer ich den nicht", dann ist "das Ding schon gegessen".
Dst: Wie sind Sie damit umgegangen wenn ein Elfmeter verschossen war?
Thomas Kastenmaier:
Ich bin mal mit einem verschossenen Elfmeter in den Jahresrückblick gekommen. Da bin ich auf dem Bökelberg - ausgerechnet gegen München 60-  beim Anlauf ausgerutscht. Beim Stand von 0:0 ging der Ball 5 Meter übers Tor. Dann war ich  ein paar Tage als Depp in allen Medien. Dabei hatte ich aber Glück. Drei Tage später, ist das gleiche dem David Beckham passiert. Da haben alle nur noch über ihn geredet. (lacht)
Man braucht dafür ein gewisses "Leck-mich-am-Arsch-Gefühl", selbst wenn man verschießt. Ich war ein Spieler der sich selber rausziehen konnte, wenn etwas danebengegangen war.
Dst: Erinnern Sie sich an solche Situationen?
 Ich bin mal am Bökelberg von den eigen Fans ausgepfiffen worden. Im vorherigen Spiel, in Bremen, war ich an zwei Gegentoren in beteiligt gewesen. Dann bekommst du selbst als gestandener Spieler einen "Flattermann". Das ist ein Scheißgefühl. Da kann mir keiner erzählen, ich hör das nicht. Du kannst dann nicht mehr vernünftig Fußball spielen. Zwei Wochen später, im nächste Heimspiel, hab das Spiel mit 2 Toren entschieden. Da durfte ich wieder auf die Trommel von "Manolo" schlagen. Damit muss man lernen umzugehen.
Ich war ja von den Bayern gekommen, war also den umgekehrten Weg gegangen. Nicht wie z.B. Matthäus oder Effenberg. Und wenn es dann mal schlecht bei der ganzen Mannschaft lief, haben sich die Zuschauer einen ausgesucht. Dann war ich  schon mal "die Bayern-Sau". Das hat dann schon wehgetan. Wäre ich labil gewesen, hätte ich in den folgenden Wochen nicht wieder meine Leistung bringen können.
Dst:  Was haben Sie als Spieler gemacht? Baut man eine Art Schutzmauer um sich herum?
Thomas Kastenmaier:
Erst mal kannst dir dann sicher sein, in den nächsten Tagen, in den Medien einen "aufs Maul" zu bekommen. Montags im "Kicker"  bekommst du noch einen. Da braucht du einen Trainer der "Rückrad" hat. Ich war ja kein schlechter, hatte deshalb das Vertrauen des Trainers. Danach konnte ich mich auch wieder in die andere Richtung bewegen. Ich konnte mich dann selbst wieder rausziehen. Durch Training, gute Spiele und auch Tore. Dann war mein "Tief" meistens schnell verzogen. Wenn es dann aber  länger anhält, bist du früher oder später draußen. Wichtig ist in solchen Situationen einen Trainer zu haben, der das richtig einschätzen kann und stellt dich wieder auf. Weil er weiß, er kann sich auf dich verlassen.
Dst: Wie war die Drucksituation dann im Abstiegskampf?
Thomas Kastenmaier:
In der Saison 1992, IM  vorletzten Saisonspiel, wir lagen  zur Halbzeit bei den Stuttgarter Kickers zurück und waren in diesem Moment abgestiegen. Wir konnten das Spiel noch drehen. Ich habe ein Tor auf den "langen Criens" vorbereitet und das zweite selbst gemacht.  Die Borussia war gesichert und konnten uns auf das anstehende Pokal-Finale konzentrieren.

Dst: In den Medien wird das "Thema Druck" zur Zeit häufig thematisiert. Ist der Druck im Fußball größer geworden?

Thomas Kastenmaier:
Generell ist der Druck größer geworden. Aber eigentlich ist er gleich geblieben. Es kommt auf die Situation an. Es kann mir keiner erzählen, das ein Spieler, der von Platz 1 bis 5 spielt, unter großen Druck steht. Dann hast du eine "Truppe" die gut spielt, du hast einen Lauf und du schläfst nachts gut. Wenn du aber permanent von Platz 15 bis 18 spielst, da schläfst du schon mal schlecht. Wenn das über Monate so geht, könnte das im Kopf als Katastrophe auftauchen. "Du steigst ab - dein Vertrag zählt nicht mehr - findest vielleicht keinen anderen Verein. Diese Situationen hatte ich auch. Du bist gereizt, weil der Druck da ist. Dann bist du nicht mehr so locker, fängst an zu überlegen "wenn das heute auch schon wieder schief geht". Vielleicht hast du noch sechs oder sieben davon in deiner Truppe. Keiner kann mir erzählen "das geht mir am Arsch vorbei". Wenn du Spieler hast, die komplett zusammenbrechen, steigst du ab. Hätten wir damals nicht solche Charakter-Typen wie Jörg Neun, Stefan Effenberg und auch mich gehabt, hätten wir keine Chance  gehabt.
Dst: Was haben diese "Charakter-Typen"  gemacht?
Thomas Kastenmaier:
Auf dem Platz kannst du bei den Mitspielern wenig machen. Du kannst selber nur reagieren und Akzente setzen. Du musst in die Zweikämpfe gehen und dich konzentrieren, sie gewinnen, oder die Flanke reinbringen. Wenn du aber so sehr zweifelst, das du nicht mehr in die Zweikämpfe gehst, dann wird dabei nichts positives rumkommen. Du kannst deine Mitspieler nur positiv aufrichten.
Dst: Wie macht man das konkret?
Thomas Kastenmaier:
Wir haben uns damals mit der kompletten Truppe, ohne Trainer beim "Effe" getroffen. Haben uns bei einem Bier zusammengesetzt und uns gesagt: "Wir können als gute Truppe nicht absteigen, es liegt nur an uns Spielern". Wir haben dabei darauf geachtet, nicht auf die Spieler, die gerade sowieso "neben der Spur laufen" noch zusätzlich draufzuhauen - zu kritisieren. Du musst  bei kleinen Fehlern darüber hinwegsehen. Würdest du um Platz 1 bis 5 spielen, würdest du ihn kritisieren. Aber in solchen Situationen kannst du dir das nicht erlauben, zum Beispiel durch Gesten oder Abwinken. Das funktioniert in dieser Situation nicht. 1. ziehst du den Anderen damit noch weiter runter. 2. reibst du dich dadurch selber auf. 3. Jeder kann es sehen und kann es als Schwäche auslegen. Für solche Situationen braucht es auch eine Erfahrung -  die man lernen kann. Vereine, die häufig im Abstiegskampf stehen, können besser damit umgehen. Daher gab es auch den "Mythos" der "Unabsteigbaren" vom VFL Bochum. Für erfolgsverwöhnte Vereine ist eine solche Situation - mit einer vermeintlich besseren Mannschaft- viel schwerer.  Sie kennen  sich damit nicht aus. Dann hast du viele Spieler, die "ganz schlecht schlafen", nicht mental nicht fit sind wenn das Spiel angepfiffen wird.
Dst: Was macht der Trainer Kastenmaier, wenn der Spieler fit ist, aber das normale Training nicht ausreicht, um das Potential des Spielers abzurufen?
Thomas Kastenmaier:
Neben dem Training, durch persönliche Gespräche Selbstvertrauen geben. Ihn auf seine Stärken hinweisen. Wie z. b. seine Technik, Schnelligkeit. Im Training diese Situationen immer wiederholen. Dem Stürmer die Bälle um die Ohren hauen, bis er sie wieder rein macht, wieder Selbstvertrauen erlangt. Das geht meistens nicht innerhalb einer Woche. Es  ist häufig ein kontinuierlicher Prozess. Dazu braucht dieser Spieler Vertrauen. Wenn du es als Trainer schaffst, wird dir der Spieler das ewig danken. Es gibt  auch Spieler, die sind Trainingsweltmeister -  kommen dann ins volle Stadion - bekommen dann den "Flattermann" und es geht gar nichts. In meiner Zeit als junger Spieler bei Bayern habe ich vom "Jupp Heynckes" immer "Feuer" bekommen. Wir hatten zwar häufiger "Theater", aber er hatte erkannt, dass ich das brauchte. Wenn er mich dann gebraucht hatte, konnte er sich auf mich verlassen. Wäre ich damals sensibel gewesen, wäre dort schon Schluss gewesen mit meiner Laufbahn. Nach meiner Kariere wurde mir erst klar, dass er der beste und wichtigste Trainer für mich war.  Ohne diese Lehrzeit bei Bayern, mit all diesen Führungsspielern und das Erleben dieser Hierarchie ,  hätte ich meinen Weg nicht machen können. Das hat mich geprägt, mit Spielern wie Augentaler, Pflügler und Aumann. Die waren schon oft Meister gewesen. Sie hatten das Sagen. Für einen jungen Spieler zählte , "Klappe halten"- zuhören - lernen.  Das war früher  anders als heute.  Als Jupp Heynckes  dann später bei Bayern entlassen und wieder in Mönchengladbach bei den Heimspielen als Zuschauer war, hat er mich im "Kicker" in die "Elf des Jahres" gewählt. Das hat mich damals sehr stolz gemacht.
 Dst: Was hat Sie im Fußball erfolgreich gemacht?
Thomas Kastenmaier:
Natürlich braucht es ein gewisses Talent zu haben. Dazu die Bereitschaft lernen zu wollen. Permanent versuchen sich zu verbessern. Ich bin nicht der Typ der sich hängen lässt -  wollte jedes Spiel gewinnen, selbst im Training. Das hat der Trainer - der Bernd Kraus- gewusst. Das ist die wichtigste Eigenschaft für einen Bundesliga-Spieler. So war ich als Kind schon. Andererseits, war ich aber auch nicht so extrem, dass ich nach einer Niederlage "geheult" habe. Sondern ich war  "Stocksauer", auf mich oder auch meine Mitspieler. Ich war ehrgeizig, jedoch nicht zerfressen. Bei einer Mannschaft erwarte ich, das alle so denken. Dazu absoluter Siegeswille, sogar bei einer "Gaudi" wie Fußball-Tennis.
Dst: Wenn ich heute Interviews von Fußballern im TV anschaue, wirken diese von Seiten der Spieler oft sehr diplomatisch. Sagen Spieler und Trainer dort wirklich ihre Meinung?  Welche Rolle spielen die Medien im Zusammenhang mit Druck?
Thomas Kastenmaier:
Eine Sensation  früher bei Bayern war  "Wenn die vom Fernsehen damals zum Interview kamen Beim Schwabl, Manni und mir, mussten diese anschließend mit Untertitel  gesendet werden, weil sie nichts verstanden haben".
Natürlich hat sich die Medienlandschaft gegenüber meiner Zeit sehr verändert. Gegenüber den 90-er Jahren wird heute alles ausgeschlachtet. Da konntest du nach dem Spiel nochmal ein Bier trinken ohne am nächsten Tag auf der Titelseite zu stehen.
Und wenn ich diesen Mist der Spieler ,dann in den Interviews  höre. Diese vorsichtige "Tiefstapelei" . Warum spiele ich denn in der Bundesliga? Ich werde doch nicht Profifußballer um immer  10. oder 15. zu werden. Auch wenn man mich in meiner Zeit in "Gladbach" gefragt hat, ob ich Meister werden will hab ich geantwortet "Natürlich will ich Meister werden, ob ich oder meine Truppe das dann schaffe, weiß ich nicht, das wird sich zeigen". Ich setze mir doch nicht schon vorher das Ziel 9. zu werden. Ich will auch mal 1. werden, für nichts anderes Spiel ich". Ich würde mir, das zu sagen, nicht verbieten lassen. Diese "Rumeierei" mag ich  nicht.
 Der Fußball lebt nun mal auch von Emotionen. Selbst wenn ich nach dem Spiel, vor der Kamera mal auf "180" bin und da rutscht mal was raus. Was soll es, du kommst  vielleicht mal in den "Jahresrückblick" und dem Reporter wird von Kollegen,  im Ü-Wagen mit dem Spruch auf die Schulter geklopft " Den hast du gut hinbekommen". Wenn das alles wegfallen würde, wäre schade. Auch die Ausbrüche vom Uli Hoeneß, zum Beispiel letztes Jahr auf der Jahreshauptversammlung.  Das ist doch einfach nur Mensch sein. Das gehört doch dazu.
Dst: Was halten Sie von Funktional-Teams innerhalb eines Trainerstabs? Wie sollten sie funktionieren?
Thomas Kastenmaier:
Grundsätzlich arbeite ich lieber in einem kleinen Trainer-Stab. Wenn man  sieht, wie Alex Ferguson und Arsene Wenger mit 10 und mehr Leuten arbeiten, wäre mir das persönlich zu viel. Ein Grund für diese Trainer, wird auch die umfangreiche Medienarbeit sein. Jeden Tag eine Presse-Konferenz geben. Da muss der Chef-Trainer bei Bayern  oft erklären, warum der Ribery Husten hat. Ich würde gerne mit zwei Co-Trainern und einem Reha-Trainer arbeiten. Dabei braucht es Leute, die gleich ticken, Vertrauen, Loyalität,  aber trotzdem kontrovers diskutieren. Ich arbeite ich als Trainer lieber auf dem Platz als auf einer Pressekonferenz.
 Einen Sport-Psychologen würde ich von der Mannschaft und den Spieler-Typen abhängig machen. Eine Mannschaft ist wie eine Art Familie von 20 Leuten, die 300 Tage im Jahr zusammen verbringt. Wenn da ein "Fremder" dazu stößt, könnte das störend sein. Eine Spielerkabine ist zum Beispiel sehr persönlich und intim. Da hat kein Außenstehender etwas zu suchen.
Dst: Sie haben als Spieler den jungen Robert Enke und auch Sebastian Deisler erlebt. Wie verbreitet waren mentale Probleme damals im Vergleich zu heute?
Thomas Kastenmaier:
Von Themen wie "Burn Out" haben wir damals gar nichts mitbekommen. Dieses Wort gab es nicht mal. Mit diesem Thema hatte man sich gar nicht beschäftigt. Der Robert Enke war als junger Mann bei uns. Ein ganz normaler Typ und Torwart.
 Vielleicht hat man damals den Druck mit Alkohol bekämpft. Da hat man dann Geschichten gehört, dass der eine oder andere Spieler, Trainer oder auch Schiedsrichter ein "Schluckspecht" sein soll. Nach außen hin wurde das dann als Alkoholismus dargestellt. Wer hätte geahnt, dass ein "Tony Adams" von Arsenal, jahrelang Alkoholiker war? Ich weiß nur von mir selbst, wenn ich mal ausgegangen war, etwas getrunken hatte, war es schwer am nächsten Tag die Leistung abzurufen. Ich persönlich kann dazu nicht viel sagen, weil ich nicht davon betroffen war. Wenn du dann davon betroffen bist, wird es sicherlich schwer sein, es einem Dritten, nachvollziehbar zu erklären. Sonst würden sich diese Menschen früher jemanden anvertrauen. Nicht wenn es zu spät ist. Selbst die Mitspieler haben es bei Robert Enke nicht bemerkt. Den Sebastian Deisler habe ich in den Jugendmannschaften kennen gelernt. Habe seine Karriere dann verfolgt. Wenn ich ihn dann später mal wieder getroffen habe, war das ein ganz normaler "Super Typ".  Wenn ich dann einen Ralf  Rangnick betrachte, ein Workaholic, der über Jahre Projekte gepusht hat, dann ist klar, dass man irgendwann "platt" ist und eine Auszeit braucht.
Dst: Was braucht es, um dieses "platt sein" zu vermeiden? Wie sind Sie damit umgegangen?
Thomas Kastenmaier:
Grundsätzlich ist  jeder Mensch anders. Man braucht schon eine Bezugsperson. Das kann dann der Trainer , der Berater, ein Freund sein. Heute werden oft auch Psychologen in Anspruch genommen. Alleine wird das dann nicht funktionieren. Bei mir war es  im Bedarfsfall, im Abstiegskampf ,meine Frau. Durch zuhören, was dich belastet, gut zureden. Herausziehen kannst du dich nur selbst. Eine gute Spielerfrau hält dir den Rücken frei mit alltäglichen Dingen, wie Kinder und Hund. Das ist aber in anderen Berufen auch so. Im Fußball ist neben der körperlichen Fitness wichtig, das ich meinen Beruf mit Leidenschaft und Spaß ausübe. Ansonsten wird man langfristig keinen Erfolg haben.
Ich habe zu einigen aktuellen Bundesligaspielern Kontakt, die ich als Jungendspieler trainiert habe. Wie den Marcel Jansen und Eugen Polanski und einige andere. Wenn sie  mal daneben hängen und anrufen, versuche ich zu vermitteln, dass sie den schönsten Beruf der Welt haben. Wenn du Fußballer mit Leib und Seele bist, was  gibt es schöneres, als damit auch noch Geld zu verdienen. Das ganze Leben, die Tagesabläufe sind auf Fußball abgestimmt. Du hast maximal zweimal täglich Training, bist viel auf Reisen, du hast Fans hinter dir, die jubeln. Oder die kleinen Annehmlichkeiten, sich paarmal die Woche massieren zu lassen. Das ist einfach herrlich. Aber meistens merkst du es erst dann, wenn du diesen Beruf nicht mehr ausüben kannst. Wenn du vielleicht mal von heute auf morgen "Sport-Invalide" bist.
Bei Borussia Mönchengladbach mussten wir mal einen Fragenkatalog vor der Saison ausfüllen. Am Ende kam die Frage nach dem Lebensmotto. Einige haben dort zum Beispiel eingetragen "Leben und leben lassen", ich hab eingetragen "mit a bisserl Spaß geht alles viel besser". Ich habe mir meistens keinen "großen Kopf" gemacht. Ich wollte einfach nur Fußball spielen, Tore vorbereiten und Tore machen. Darum hat man mir auch immer nachgesagt, ich hätte einen halben Rechtsaußen gespielt, oder der Mittelfeldspieler, der vor mir spielte, wäre "die ärmste Sau auf dem Platz".

Fazit:
Um zu funktionieren, braucht es statt Druck, neben der Willenskraft und dem Talent, Freude am Spiel und Lockerheit. Die Frage ist jedoch, wie mache ich das? Wie werde ich voller Enthusiasmus über den Fußballrasen getragen? Oder wie BVB-Trainer häufig sagt: "Die Jungs sind einfach nur geil auf Kicken".
Wie erhalte ich die Freude am Spiel, Leichtigkeit und Spaß daran? Wie erzeuge ich Enthusiasmus, geil auf Kicken sein?
Im Kopf des Fußballers laufen ganz normale Dinge wie Ängste und Zweifel ab. Um damit umzugehen, braucht es neben den Muskeln auch den Kopf zu trainieren. Fehler und Verlieren wegzustecken, ohne zu blockieren oder sich als Verlierer zu sehen. Um das zu verarbeiten, damit umzugehen,  braucht es in einen unbekannten, mentalen Bereich von einer Art Magie vorzudringen. Wo statt Druck ,eine spielerische Leichtigkeit entstehen kann. Ein Teil ist, wie Kastenmaier schon erklärte, neben dem Training, in persönlichen Gesprächen, den Spieler an seine Stärken erinnern. Das Selbstvertrauen des Spielers wieder stärken und ihm als Trainer oder Verantwortlicher, das Vertrauen schenken. Nicht jeder Profi hat diese Leichtigkeit des Seins oder eine entsprechende "Leck-mich-am-Arsch-Einstellung", in Drucksituationen,  eines Thomas Kastenmaiers. Nicht alle Spitzensportler haben zuhause eine einfühlsame Frau als Ansprechpartner, die bei Bedarf, mental aufrichtet.
Das tiefste Verlangen des Menschen ist Anerkennung. Auch der Sportler möchte sich gesehen und Anerkannt fühlen. Selbst wenn man Fehler und Pannen anerkennt, ein Spiel verloren hat. Zum Beispiel:"Das war ein Super-Eigentor - ein Hammer-Fehlpass". Und das ganze ohne Ironie. Zu schauen, wo liegt die Chance daraus zu lernen? Wenn man Fehler und Pannen anerkennen, gar feiern kann, damit sein kann, eröffnet es den Weg ,auch wieder große Siege zu feiern. Im Leben haben die Dinge meistens zwei Seiten, wie Tag und Nacht - Sonne und Schatten - Sieg und Niederlage. Dies gilt es zu akzeptieren, dass es sein darf.
Würde man dem Spieler eine Pistole an den Kopf setzen, wird er irgendwann nicht mehr das Letzte aus sich rausholen können. Es würde Druck und Angst erzeugen, statt Spitzenleistung. Wenn ich also weiß, mit Druck und Draufhauen komme ich nicht weiter, fällt es mir leichter damit aufzuhören. Dafür braucht es ein Bewusstsein der sportlichen Führer und Leiter.
Stattdessen stellt sich die Frage, womit turne ich den Fußballer/Sportler an? Hierzu gibt es kein Patentrezept. Jeder Mensch ist anders. Aber man kann dieser Neugierde folgen, es ausprobieren.
Dafür braucht es ein Bewusstsein bei allen Beteiligen, beim Spieler, Trainer, Manager und auch Berater. Die "Black-Box-Mensch" besser kennenlernen. Dieses Bewusstsein ist trainierbar wie die Muskeln des Spielers. Kenne ich diese "Black-Box" besser, dann fallen meine Reaktionen -zum Beispiel auf Druck- anders aus.
Zitat von Sunzi "Die Kunst des Krieges"
"WENN DU DEINEN FEIND KENNST UND DICH SELBST KENNST; BRAUCHST DU DAS ERGEBNIS VON 100 SCHLACHTEN NICHT ZU FÜRCHTEN"

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