Die MEDIATHEK hinter den KULISSEN

Die MEDIATHEK  hinter den KULISSEN
Die Sonnenseite des Fußballs -The High Performence Mind of Soccer -Menschen und Stories rund um den Fußball

Montag, 21. November 2011

Leistungsdruck im Profifußball
Babak Rafati - der Schock und das Umdenken



Liga-Präsident Rauball stellte fest, dass der Fall Robert Enke nun doch kein Einzelfall war und man müsse nun den Dingen auf den Grund gehen. Da stellt sich die Frage „wie“?

Erinnern wir uns noch? Vor fast genau zwei Jahren hatte sich der damalige Nationaltorwart Robert Enke das Leben genommen. Damals legte die Fußball-Branche den Schalter von Geld- und Leistungsstreben auf Nachdenklichkeit um. Es gab eine riesige Trauerfeier im Stadion. Es wurde auch viel darüber geredet, dass dieser Todesfall für die gesamte Gesellschaft der Anlass sein sollte, das Thema Depressionen zu enttabuisieren und zu diskutieren.

 Was hat sich seit damals geändert?

Jetzt forderte DFB-Präsident Theo Zwanziger wieder, in all dem Bundesliga-Trubel wieder mehr auf den einzelnen Menschen zu schauen.

Das hört sich gut an. Aber wie ?  Kann und muss das Leben nun weitergehen? Es muss.

Gibt es im Profifußball einen Platz für gescheiterte Menschen? Hier geht es um den Erfolg, um tatsächliche oder scheinbare Größe.

Wie wird das Produkt „Fußball“ in den Medien verkauft? In der Sportschau wird kein schlechtes 0:0 mehr gezeigt, ohne dass vorher eine dramatische Fanfare abgespielt wird. Die Hymne der Champions League klingt, als würden gleich anschließend Cäsar und Kleopatra samt 500 Gladiatoren  ins Stadion einmarschieren.

In dieser Welt sind nicht nur die Schiedsrichter eine besonders geforderte Gruppe, sondern auch die Spieler, die Trainer, Manager und Vorstände und sonstige Verantwortungsträger.

Ihre Leistung bewegt im Zweifel Millionenbeträge. Ein falscher Abseitspfiff, eine vergebene Torchance, eine falsch gewählte Taktik, kann darüber entscheiden, ob ein Verein in der nächsten Saison in der Ersten oder Zweiten Liga kickt.

Und wer hat sich nicht schon mal über den Schiedsrichter erregt? -Ich muss gestehen, ich habe es schon häufiger gemacht- Dieser kann sowieso nie Allen gerecht werden und hat einen besonderen Druck.

Ist nicht unsere Gesellschaft davon geprägt?: „Nur die Leistung wird belohnt“?  Der einzelne Mensch zählt nur so lange, wie er Leistung bringt. So ist es in allen Lebensbereichen, und so ist auch Fußball!
Stellt sich nach wie vor die Frage, wie man den Dingen auf den Grund gehen kann?  Wie könnte man einen Prozess des Umdenkens anregen?

Jeder Mensch steht in irgendwelchen Lebensbereichen in einer Verantwortung und wird nicht immer fehlerfrei sein. Und gleichzeitig strebt jeder Mensch nach Anerkennung und Wertschätzung.

Um beim Fußball zu bleiben:

Hat nicht sogar jeder Amateur- und Kreisligaschiedsrichter viel Zeit und Ausdauer, viel Leidenschaft, viel Übung und Fortbildung  investiert, sich Eignungs- und Prüfungsverfahren ausgesetzt? Um dieser Leidenschaft nachzugehen Familienleben und Wochenende hinten angestellt? Im Amateurbereich müssen die Vereine hohe Strafgebühren zahlen wenn diese nicht eine angemessene Anzahl an Schiedsrichter stellen können, damit ein ordentlicher Spielbetrieb gewährleistet werden kann.

Was muss dann ein Schiedsrichter alles schon geleistet haben, wenn er ganz oben auf der Rangliste beim DFB oder gar bei der FIFA angekommen ist? Welchen langen Weg ist er bis in die Spitze der Schiedsrichterzunft gegangen?  Hat diese Leistung nicht erst einmal Wertschätzung und Anerkennung verdient, auch wenn mal Fehlentscheidungen getroffen werden?

Wieviel Respekt und Umdenken ist denn wirklich vorhanden, wenn Medien oder Sportzeitschriften auf der einen Seite den Todestag von Robert Enke gedenken, hinterfragen wollen, ob sich seit seinem Freitod etwas im Fußball geändert hat. Jedoch auf der nächsten Seite eine Umfrage über „den schlechtesten Schiedsrichter“ ins Leben gerufen haben und veröffentlichen?

Wer hat solche Ideen, wem nutzen sie und wer konsumiert solche Dinge??

Diese Wege durchlaufen ebenfalls die aktiven Fußballer von der niedrigsten Amateurliga bis zum Spitzenprofi und auch die jeweiligenTrainer.

Welchen Weg hat zum Beispiel ein Fußballtrainer durchlaufen wenn er im Profisport angekommen ist? Wieviel Leidenschaft, Zeit, Diziplin, Fachwissen und Kompetenz wird selbst ein Trainer einer Abstiegsmannschaft in den oberen Fußballligen haben? Auch wenn es im Sport, neben Geld immer um gewinnen und verlieren geht. Steht nicht sogar dem Trainer eines Absteigers grundsätzlich Respekt zu?

Dann werden von Medien vor einer Saison, Umfragen und Prognosen, von sogenannten Experten gestartet und veröffentlicht. Welcher Trainerstuhl wackelt am meisten?  Welcher Trainer hat die wenigste Ahnung von seinem Metier? Welcher Trainer fliegt zuerst? Man kann sogar drauf wetten und Geld damit verdienen!

Wer hat solche Ideen? Wem nutzen sie? Wer konsumiert solche Dinge???



In einem Blog habe ich zum Thema noch folgenden interessanten Beitrag entdeckt und möchte diesen hier gerne zitieren. Vielleicht auch zum schmunzeln!

Für die neuzeitlichen Gladiatoren ist es noch schlimmer.
Wenn du einen Ball über eine Wiese treten kannst, dann bist du plötzlich wer. Dann ist man die aktuelle Version eines Helden. Leute, die bestenfalls mal auf einer Wiese gesessen haben, sind die großen Fans und haben es ja schon immer gewusst, dass dieser Spieler mal was wird.
Und genau diese Leute haben auch von Anfang an schon immer gewusst, dass genau dieser Spieler nix taugt.
Sagen die Leute, deren Fachkenntnisse darauf beschränkt, den Weg zum Stadion zu finden.
Brot und Spiele, damit hält man die “Massen” zufrieden. Also macht man ein ziemlich albernes Spiel von Leuten in Unterhosen, die einen kleinen Ball über eine Wiese treten, zum absolut wichtigem Event.
Kann sich noch jemand daran erinnern, wie wichtig es war, einen kleinen gelben Ball über ein Fliegengitter zu dreschen? Nein? Ich schon. Ich fahr nämlich jede Woche an den ausgestorbenen Tennisplätzen vorbei.
Da waren wir alle Tennisexperten, wir kannten alle tollen Spieler. Dummerweise hat es “uns” nicht das geringste gebracht. Also sind wir alle wieder Oberschiedsrichter beim Fußball geworden.
Wir wissen ganz genau: Der Schiedsrichter, der 2 Meter neben dem Ball stand, hat wesentlich weniger gesehen, als wir, die wir ja 300 Kilometer entfernt auf dem Sofa sitzen. Außerdem ist der ja sowieso parteiisch. Also für den falschen Verein parteiisch, nicht für den unsrigen.
Wer funktioniert wie erwartet, der ist toll. Wer das nicht schafft oder nicht schaffen will oder kann, der kommt weg. Basta. Wir müssen am Fließband schließlich auch funktionieren. Also.