Die MEDIATHEK hinter den KULISSEN

Die MEDIATHEK  hinter den KULISSEN
Die Sonnenseite des Fußballs -The High Performence Mind of Soccer -Menschen und Stories rund um den Fußball

Freitag, 12. Oktober 2012

Karl Heinz Thielen im Interview -Magische Momente - Druck - Visionen im Fußball


(* 2. April 1940) ehemaliger deutscher Fußballspieler.

Vereine:

  • bis 1959 AT Rodenkirchen
  • 1959–1973 1. FC Köln

  • nach der aktiven Laufbahn
    • 1973–1986 1. FC Köln, in verschiedenen Funktionen: Geschäftsführer - Manager - Vize-Präsident
    • 1989–1991 Sportdirektor Fortuna Düsseldorf
    • 1992–1993 Manager beim 1. FC Köln


    Dst: Was waren die Highlights, die magischen Momente in Ihrer Laufbahn?
    K.H. Thielen:
    Da waren zunächst meine Titel als Spieler. Die erste Deutsche Meisterschaft für den 1. FC Köln 1962 in Berlin gegen Nürnberg. Dann die erste Deutsche Meisterschaft 1964 nach Gründung der Bundesliga und der Pokalsieg 1968 gegen den VfL Bochum. Als Manager des FC war es zunächst der Pokalsieg 1977 und dann 1978 sogar das Double mit Deutscher Meisterschaft und Pokalsieg. Als Vize-Präsident habe ich 1983 mit dem FC nochmals den DFB-Pokalsieg errungen. Ich habe dann später in den Achtzigern noch mal als Manager ausgeholfen und dabei die damalige Deutsche Hallenfußballmeisterschaft mit errungen.
    Die Momente vergisst man nicht. Den Titel zu gewinnen ist und war mein Antrieb. Der beste im Sport zu sein und später auch im Job. Das ist mir ein paarmal gelungen und war sehr schön.
    Dst: Gab es Momente in Ihrer Karriere, wo die Dinge einfach im Fluss waren, ohne dass Sie sich das genau erklären konnten?
    K.H. Thielen:
    Ja, bei der ersten Meisterschaft 1962. Wir Kölner hatten schon lange das Ziel, Deutscher Meister zu werden. 1960 waren wir knapp gescheitert. Nach dem 4:0 Finalsieg konnte ich gar nicht glauben, was und wie es geschehen war. Im Gegenteil war ich noch unzufrieden und sauer auf mich. Ich hatte zuvor eine Reihe Tore erzielt und dann ausgerechnet im Finale keines. Und mir war klar, dass später immer nur die Endspiele im Fernsehen gezeigt werden. Richtige Freude und das Bewusstsein über den Erfolg konnte erst in den Tagen danach, bei den ausgiebigen Feierlichkeiten hier in Köln, aufkommen.
    Dst. Die andere Seite des Sports kann Druck sein. Wie haben Sie diesen erlebt?
    K.H. Thielen:
    Druck war meistens im Abstiegskampf. In der Saison 1969 haben wir trotz einer guten Mannschaft gegen den Abstieg gespielt. Wir hatten keinen beständigen Torwart und die ganze Mannschaft war dadurch verunsichert. Wir konnten die Liga erst am letzten Spieltag im Heimspiel vor 60.000 Zuschauern sichern. Dieser Druck war damals sehr groß.
    Dst: Wie sind Sie persönlich mit dem Druck umgegangen? Wie kann man als Führungsspieler seine Mitspieler unterstützen?
    K.H. Thielen:
    Grundsätzlich funktioniert das durch die Aktivität. Über die Arbeit und Training wieder zum Spiel finden. Sich total auf die Situation und die Aufgabe zu konzentrieren. Dann bleibt kein Raum mehr für andere Dinge im Kopf. Als Führungsspieler muss man das den jungen Spielern sagen, über Einsatz und Kampfbereitschaft wieder zum Spiel zu finden. Hierbei wird der sensible Spieler sicherlich größere Probleme haben als der mental robuste Spieler.
    Dst: Wo würden Sie sich dabei einstufen?
    K. H. Thielen:
    Als eher intellektueller Mensch bin ich grundsätzlich eher vom Kopf gekommen. Gegen schlechten Schlaf dabei kann auch abends schon mal ein Bier helfen. Eine aufmerksame Frau an der Seite kann da sehr unterstützend sein. Meine Frau ist letzte Woche 70 geworden. Sie ist über all die Jahre immer die gleiche geblieben. Frau und Familie ist als ruhender Pol dabei enorm wichtig. Entscheidend ist aber am Ende, was ich auf dem Platz umsetzen kann. Zum Ende meiner Karriere war ich im Team der Elfmeterschütze. Das war zwar Druck, jedoch fühlte ich mich mit dem ausgestatteten Selbstbewusstsein dabei sicher. Ich vertraute auf meinen guten Schuss. Ich war von mir überzeugt und habe keinen einzigen verschossen. Hätte ich Zweifel gehabt, hätte ich angefangen zu überlegen, über die Situation, über die Zuschauer oder über den Torwart, der dann immer größer wird oder das Tor, welches dann immer kleiner wird. Dann wird es schwer .Mein Rezept war Tunnelblick und Vertrauen in meinen Schuss. Man kann diese Dinge nicht denken. Wer in solchen Situationen zu sehr vom Intellekt kommt, ist dazu nicht geeignet. Der Andy Brehme im Weltmeisterschafts-Endspiel ist auch ein gutes Beispiel. Der denkt vom Typ her auch nicht lange nach. So hat er sich damals auch einfach den Ball genommen, nur mit den Gedanken „Komm her damit, den hau ich nun rein“. Nicht lange Denken. Einfach nur tun. Ein Sprichwort besagt: „Selbst der längste Weg fängt mit dem ersten Schritt an“.
    Dst: Woher kommt Ihrer Meinung nach der größte Druck im Fußball?
    K.H. Thielen:
    Viel Druck legt man sich selber auf, um gesteckte Ziele zu erreichen. Verlierst du mal zwei Spiele hintereinander und willst Meister werden, wird der Druck schon groß. Ein weiterer Druck wird von Zuschauern und sogenannten Fans auf Spieler und Verein ausgeübt. Das erlebt man zum Beispiel hier in Köln. Ein anderes Bespiel war letztes Jahr beim Wechsel von Nationaltorhüter Manuel Neuer nach München zu beobachten. Da rotten sich Gruppierungen zusammen und machen Meinung, die in meinen Augen wie im „Fall Neuer“ total schwachsinnig ist. Da ist es nicht einfach, einen Weg zu finden, um dagegen zu steuern. Hier liegt meiner Meinung nach eine große Gefahr für den Fußball. Da gibt es dann sogenannte Ultra-Gruppierungen, die sich über den Verein definieren und profilieren wollen. Sich eine eigene Bühne in der Öffentlichkeit bauen. In Südamerika zum Beispiel, in Argentinien, bestimmen Ultras die Vereinspolitik. Sie bestimmen die Preispolitik bei den Eintrittspreisen, erpressen sich freien Eintritt, ansonsten demolieren sie dir das Stadion. Im medialen Zeitalter von Facebook und Twitter kann man sich dann leicht organisieren.
    Der Umgang mit der Medienlandschaft ist auch ein gesellschaftliches Problem. Schalte ich den Fernseher an, sehe ich eine Comedy-Sendung nach der anderen. Diese sogenannten Comedians profilieren sich jedoch meist nur auf Kosten anderer. Meist nur Sprüche und Beleidigungen, die unterhalb der Gürtellinie liegen. Ich kann nicht nachvollziehen, warum sich Leute so etwas anschauen und warum die Betroffenen sich nicht dagegen wehren. Ich finde, es wäre an der Zeit, da mal ein Zeichen zu setzen, da hätten einige eine Ohrfeige verdient.
    Dst: Was bedeutet diese mediale Entwicklung für den Fußball, für Spieler und Verantwortliche?
    K.H. Thielen:
    Das erleben wir hier zum Beispiel bei den Interviews nach dem Spiel, wenn du als Spieler noch voller Adrenalin steckst. Früher waren diese Interviews verboten. Da jedoch durch die mediale Vermarktung des Fußballs sehr viel Geld im Spiel ist, muss man dort leider Kompromisse eingehen. Da versuchen die Reporter dann Fangfragen zu stellen oder warten darauf, dass der Interviewte mal einen Klops bringt, damit der Zuschauer sich darüber freuen oder lustig machen kann.
    Zu meiner aktiven Zeit haben sich die Medien - Zeitung und Fernsehen -sachlich mit dem Fußball beschäftigt, kommentiert und erklärt, in Form von Spielberichten. Heute ist für viele Medien das Fußballspiel selbst schon eher nebensächlich. Für diese ist schon viel interessanter, wie lange war der Spieler in der Kneipe oder Discothek und mit welcher Braut war er unterwegs? Hat er vielleicht zwei oder drei Bräute oder war er im Bordell? Wie hoch war seine Ablöse und das Wievielfache verdient er gegenüber einem normalen Arbeitnehmer? Diese Entwicklung finde ich heute bedauerlich. Von der einen Seite war man zu meiner Zeit stolz darauf einmal interviewt zu werden oder mal eine Meinung abgeben zu dürfen. Die Spieler heute haben es da schon erheblich schwerer und müssen bei ihren Aussagen achtsam sein. Dementsprechend diplomatisch und langweilig fallen dann heute die Interviews aus. Den Umgang mit den Medien muss man kennen und erlernen. Ich mag bei den Interviews nicht das allgemeine Geschwätz. Nach dem Gewinn der deutschen Hallenfußballmeisterschaft wurde ich als Manager im Interview nur mit allgemeinen Fragen bombardiert. Ich habe mir dann einen Spaß daraus gemacht, alle Fragen nur mit „Ja“ und „Nein“ zu beantworten.
    Dst: In Ihrem Buch schreiben Sie:„Es gibt nur wenige Menschen die einen Bundesliga-Club erfolgreich führen können.“ Braucht ein Club eine Vision oder eine Philosophie?
    K.H.. Thielen:
    Natürlich braucht man im Fußball und als Verein auch Ziele und Visionen. Aber wichtig ist dabei, dass auch das nächste Spiel gewonnen wird. Wenn mir früher ein Trainer nur mit Zukunftsplänen kam, habe ich dann oft gefragt: „Sag mal, wie sieht denn deine Taktik und Strategie für das nächste Spiel aus?“
    Trotzdem braucht man natürlich neben der kurzfristigen Ausrichtung – das nächste Spiel- eine langfristige Ausrichtung. Dann unterscheidet man noch zwischen sportlichen und wirtschaftlichen Zielen. Und für alle Bereiche braucht man die entsprechenden Fachleute, die diese Bereiche verkörpern. Beim FC Bayern ist Uli Hoeneß dafür das beste Beispiel. Seine Vision ist immer, der Beste zu sein, immer zu gewinnen. Um das zu schaffen, holt er sich einfach die besten Leute und Spieler. Damit macht er sich zwar nicht beliebt, weil er oft nur die Interessen seines FC Bayern vertritt, aber er lebt für diesen Club und gibt alles für den Club. Diesen Einsatz braucht es, um Erfolgreich zu sein. Das war bei mir nicht anders. Bei mir gab es auch nur den 1. FC Köln, alle anderen waren Gegner und Feinde.
    Dies gilt es als Verantwortlicher des Clubs auch vorzuleben. Trotz des großen Geldes im Fußball ist die Identifikation der Spieler mit dem Club wichtig. Ein Uli Hoeneß lebt den Spielern vor, was der FC Bayern ist. Er verkörpert den FC Bayern und alle können sich an ihm orientieren, wer oder was der FC Bayern ist. Ich habe vorgelebt was, der 1.FC Köln ist. Damit auch ganz besonders die jungen Spieler wissen, was es bedeutet, ein Spieler vom 1.FC Köln zu sein oder eben ein Spieler vom FC Bayern zu sein. Am besten funktioniert das, wenn man Spieler schon sehr jung an den Club binden kann. Dann kann man sie noch erziehen. Sie sind stolz darauf einer vom FC Köln, Borussia Mönchengladbach oder Schalke 04 zu sein. Sie werden diesen Verein lieben, selbst wenn sie mal den Verein wechseln, später dann sagen: „Das war mein bester Verein“.
    Dst: Können Sie mir erklären, wie man konkret diese Art der Identifikation schaffen kann?
    K.H. Thielen:
    Eine Identifikation besteht aus vielen kleinen Einzelteilen. Wir hatten hier mal einen guten Torwart, den Fritz Ebert. Nach seiner Karriere hatte er sich mit einer Tankstelle selbstständig gemacht. Aber der Umgang mit Finanzen war nicht seine Stärke und er hatte sich übernommen. Als wir das hier beim FC Köln erfuhren, haben wir ihn aus der Misere herausgeholt. Unser Geschäftsführer, der Hans Gerd Königs, hat dann Vergleiche für den Fritz ausgehandelt. Solche Aktionen prägen einen Club. Da fallen mir auch einige Beispiele ein, wo das beim FC Bayern praktiziert wurde.
    Dann ist die Außendarstellung des Clubs und der Mannschaft für Spieler und Anhänger von großer Bedeutung. Für die Spieler bedeutet das zum Beispiel, dass ich mich bei Auftritten für den Club in der Öffentlichkeit im jeweiligen Club-Outfit zeige, nicht in teuren Designer-Klamotten, obwohl ich mir das zigmal leisten kann. Ein respektvoller Umgang ist wichtig. Wenn ich heute ehemalige Spieler des FC treffe, wie zuletzt den Piere Littbarski beim Länderspiel, dann spricht er mich nach wie vor mit „Herr Thielen“ oder „Sie“ an.
    Dst: Wie würden Sie den Begriff "Vision" definieren?
    K.H Thielen:
    Vision bedeutet für mich auch, besonders unter dem wirtschaftlichen Aspekt, das Kapital, welches auf dem Platz steht, ständig zu verbessern. Wenn der wirtschaftliche Teil nicht funktioniert, ist es nicht möglich, sich oben zu halten. Daneben braucht es den sportlichen Sachverstand. Meistens hat man diesen, wenn man als Spieler so hoch wie möglich gespielt hat. Dann kann man Qualitäten von Fußballern beurteilen. Dazu gehört es, frühzeitig das Talent bei einem jungen Spieler zu erkennen. Mein größtes Glück war, zu den erfolgreichen Zeiten junge Talente entdeckt zu haben. Unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten waren damals mit der alten „Radrennbahn“ als Stadion begrenzt. Aus dieser finanziellen Not heraus habe ich damals bei den Talenten viele Volltreffer gelandet, wie zum Beispiel mit Dieter Müller, Pierre Littbarski, Bernd Schuster, Thomas Kroth, Herbert Zimmermann, Roger van Gool, Tony Woodcock und noch einige andere. Es war schon ein Privileg, diese Mannschaft eine Zeit lang zusammen halten zu können.
    Dst: Wie entdeckt man diese Spieler?
    K.H Thielen:
    Dazu braucht man zum einen seine Informanten, ein gutes Auge und Gespür, ob dieses jeweilige Talent es schaffen kann. Manchmal kommt man dabei aber auch zu spät. Dies ist mir im Fall Karl Heinz Rummenigge passiert. Da war der FC Bayern schneller. Ein gutes Netzwerk war damals schon wichtig. Im Fall Littbarski lief das dann anders. Ich hatte in der Sommerpause eine Einladung zur WM in Argentinien. Als ich los wollte, bekam ich die Information über dieses Berliner Talent namens Littbarski, der bei den Endspielen zur deutschen A-Jugend-Meisterschaft für Aufsehen gesorgt hatte. Ich habe meine Argentinien-Einladung verfallen lassen und bin zum A-Jugend-Endspiel gefahren. Als ich die etwa zwanzig anderen Trainer und Talente-Späher dort sah, habe ich sofort gehandelt und den Spieler verpflichten können. Der weitere Werdegang von Pierre Littbarski ist ja bekannt. Dafür habe ich dann gerne auf die Reise zur WM verzichtet. Ich habe gerne mit jungen Spielern gearbeitet.
    Dst: Hatten Sie ein spezielles Rezept im Umgang mit jungen Spielern?
    K.H.Thielen:
    Ich war als Manager immer bemüht, keinen Druck auf die Spieler auszuüben. Dafür habe ich umso größeren Wert auf gegenseitigen Respekt gelegt. Unser Trainer Jörg Berger wollte mal fünf Spieler rauswerfen. Da hab ich ihn gefragt:„Wie willst du das machen? Willst du selbst spielen? Nachher musst du wieder 3 von denen aufstellen und schaust wie ein Idiot aus“. Nur drohen hilft nicht, wenn, dann muss auch anschließend eine Konsequenz folgen. Wenn ich das Messer auspacke, dann muss ich auch operieren. Ansonsten geht die Glaubwürdigkeit und der Respekt sehr schnell verloren. Ebenso ist mir nach wie vor wichtig, dass ein „Ja“ auch ja bedeutet und ein „Nein“ ein nein ist. Das müssen die Spieler wissen.
    Dst: Wie kann ich einen Fußballer bei Rückschlägen auffangen – wenn er in ein Leistungsloch fällt, wenn das normale Training nicht ausreicht?
    K.H.Thielen:
    Manche Spieler schaffen es nie, eine konstante Leistung zu bringen. Heute ist der Sport in der psychologischen Unterstützung natürlich weiter. Man muss alles versuchen, um den Spielern zu helfen. Aber manche Typen kann man einfach nicht ändern. In meiner aktiven Zeit gab es sicherlich einige Spieler, die waren begabter und besser. Viele von ihnen scheiterten dann an ihrem Nervenkostüm, an der Intelligenz oder auch am Lebenswandel, wenn sie nach Erfolgen vergessen haben, wieder mit dem Feiern aufzuhören und Alkoholprobleme bekamen. Sicherlich gibt es da auch wieder Ausnahmen. Ein Otto Rehagel hat in Bremen einen Mario Basler integriert. Er hatte seine Macken, war aber ein„Riesenspieler“. Nach einer Basler-Eskapade stand Rehagel – soweit es mir überliefert wurde- mal wieder vor der Frage, sich von Basler zu trennen. Er fragte seine Führungsspieler um Rat. Die haben sich dann für Basler ausgesprochen, weil sie der Meinung waren, dass er ihnen sportlich trotzdem weiterhelfen wird. Wenn eine Mannschaft das mitträgt, kann man es auch mal riskieren. Grundsätzlich kann man den Charakter des Menschen aber nicht ändern. Es wird immer Spieler geben, die spielen heute Weltklasse und im nächsten Spiel schlecht. Als Berater oder Trainer habe ich außerhalb des Spiels die Möglichkeit, auf ihn einzuwirken. Ich muss dann zunächst die positiven Dinge hervorheben und auch konkret sagen, was er verbessern muss. Wenn ich den Spieler nur angreife und kritisiere, wird er sich verschließen. Kritik funktioniert besser im Erfolg, dann ist sie leichter zu nehmen. Man muss als Verantwortlicher rechtzeitig erkennen, wann der Hebel angesetzt werden muss. Im Erfolg werden in der Euphorie oft Mängel übersehen. Dann ist es wichtig, diese Mängel anzusprechen oder zu kritisieren. Das dann auf eine respektvolle Art und Weise. Aber manchmal nützt das alles nichts, dann macht es im Interesse des Vereins nur noch Sinn, solche Spieler rechtzeitig zu verkaufen oder wegzuloben. Viele talentierte Spieler sind dann auch in der Versenkung verschwunden, wenn sie sich nicht durchbeißen konnten. Ich habe diese Spieler gerne etwas provozierend„Dorfkönige“ genannt. Das ist jedoch nicht nur eine Sache des Fußballs. Auch in vielen anderen Bereichen verstehen es die Menschen oft nicht, ihr wahres Potential auszuschöpfen.
    Dst: Wir befinden uns im Zeitalter von „Burn-Out-Syndrom. Sind Sie persönlich mal in eine Situation gekommen, wo Sie alles hinwerfen wollten?
    K.H Thielen:
    Der Ralf Ragnik hat da nun genau richtig reagiert. Er hat sich eine Auszeit genommen. In solche Situationen kommt jeder, der sich voll und ganz einer Sache verschreibt. Der Arbeitsaufwand kann schon immens werden. Ich habe das auch erlebt. Da gibt es so viele Bereiche zu managen. Wenn es dann auch mal sportlich nicht läuft, dann schläfst du auch schlecht. Es ist wichtig, dabei auf die Signale des Körpers zu achten, auch wenn man sie manchmal nicht wahrhaben möchte. Sicherlich ist es eine Mentalitätsfrage und ich bin davon weitest gehend verschont geblieben. Aber das ist in jedem Beruf so.
    Dst: Was halten Sie von Funktionalteams innerhalb eines Trainer-Stabs?
    K.H. Thielen:
    Grundsätzlich arbeite ich lieber mit wenigen, aber mit guten Leuten. Zu viele Meinungen führen nicht zum Ergebnis. Ich bin zum Beispiel kein großer Freund von Psychologen. Das ist ein Lieblingsthema bei mir. Es mag Fälle geben, wo es sich positiv auswirkt, sie zu Rate zu ziehen. Ich habe mich häufig gefragt: „Warum soll ich mit jemandem reden, der selbst auf die Couch gehört.“
    Sie werden häufig zur Überprüfung der Teamfähigkeit von Leuten – auch in der Wirtschaft- herangezogen, ohne wirklich Ahnung von der Sache zu haben. Für mich ist wichtig wie groß das Talent ist, ob der Fußballer Fußball spielen kann und ob der Schreiner schreinern kann. Ich glaube nicht, dass Einstein teamfähig war. Wäre er es gewesen, hätte er nicht seine Leistung bringen können. Hätte man ihn zum Psychologen geschickt, wäre er für verrückt erklärt worden. Was ich damit sagen will, ist, dass die Teamfähigkeit alleine nicht ausreicht um erfolgreich zu sein. Ein Team lebt in der Regel von den Fähigkeiten der Individualisten. Die sind häufig auch Egoisten, aber sie entscheiden oft die Spiele. Ich denke dabei an Ronaldo bei Real Madrid, Messi in Barcelona, Robben und Ribery bei Bayern.
    Dst: Wie schaffe ich dann in einem Haufen von „Ich AG´s“ eine Teamgemeinschaft?
    K.H.Thielen:
    Als Verantwortlicher Trainer oder Manager einer solchen Truppe braucht es ein erhebliches Feingefühl für die Spieler und jeweiligen Situationen. Man muss mit seinen Maßnahmen ehrlich und gerecht sein. Die Spieler merken sofort, wenn bei einigen Spielern unterschiedliche Kriterien zugrunde gelegt werden. Es sind klare Regeln erforderlich. Anderseits muss ich auch Ausnahmen machen. Wenn ich außergewöhnliches Verhalten feststelle, welches auch das Spiel negativ beeinflusst. Dann braucht dieser Spieler auch mal besondere Zuwendung und Aufmerksamkeit. Dann geht man mit diesem Spieler auch mal essen.
    Insgesamt braucht es ein produktives Team. Dazu gehört ein solides Mannschaftsgerüst mit Teamgeist. Dazu braucht es die Arbeiter fürs Grobe, die Individualisten und Einzelkönner. Die Kunst, das unabdingbare Fundament in Form von Disziplin und Defensive, diese mit den Einzelkönnern und Egoisten zu verbinden.
    Dst: Wie erzeuge ich Identifikation bei den handelden Personen mit dem Club?
    K.H. Thielen:
    In meinem Fall war es, dass ich durch den 1. FC Köln groß geworden bin. Dieser Club hat mich geprägt. Als Spieler, aber besonders als Manager und in meinem späteren Leben, war es deshalb mein Bestreben, diesem Club etwas zurück zu geben. Beitrag zu sein, den FC nach oben zu bringen. Meine dauerhafte Verbindung zum Club kann ich nicht leugnen. Heute betrachte ich die Situation hier in Köln mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Wenn ich sehe, welche Fehler gemacht werden, muss ich innerlich lachen. Wenn ich dann aber die sportliche Entwicklung sehe, tut das oft sehr weh.
    Die Identifikation hängt von den handelnden Personen ab. Hier in Köln gab es früher viele Identifikationsfiguren. Leider sind diese in den letzten Jahren verloren gegangen. In den sechziger Jahren war es Franz Krämer als Präsident. Vielleicht war ich es später mal für einige Zeit. Ebenso die damaligen Spieler. Namen wie: Löhr, Overath, Cullmann, Schnellinger, Wilden, Thielen, Weber und noch einige andere werden sofort als Identifikationsfaktor mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht. In den letzten 15 Jahren könnte man hundert Spielernamen des Clubs in den Raum werfen, ohne dass sie eine vergleichbare Identifikation mit dem Club darstellen. Diese Figuren sind dem FC abhanden gekommen. Die Identifikation der Leute aus dem „eigenen Stall“ ist größer als bei den von außen dazu geholten.
    Der Uli Hoeneß bei Bayern München hat das immer schon gut erkannt. Zwischen dem 1. FC Köln und dem FC Bayern kann man sehen, wie sich zwei Clubs - einst auf Augenhöhe - in den letzten 15 Jahren in unterschiedliche Richtungen entwickelt haben. Dieser Unterschied wurde mir spätestens bei der Beerdigung unseres ehemaligen Trainers Cik Cajkovski bewusst. Cik hatte als Trainer in den sechziger Jahren den FC Köln erstmalig in den europäischen Blickpunkt gerückt. Auch als mein damaliger Trainer hatte ich ihm viel zu verdanken. Danach ist er dann zum FC Bayern gegangen und hat sie in die Bundesliga geführt. Später als Manager hatte ich ihn ein zweites Mal nach Köln geholt. Bei dieser Beerdigung war ich dann der einzige Vertreter des FC Köln, während der FC Bayern mit einer Riesendelegation vertreten war. Alle die Jungs, die er dort groß rausgebracht hat, wie Beckenbauer, Müller, Maier, Bulle Roth und viele andere, standen am Grab. Das zeichnet einen großen Club, unter der Haupt-Identifikationsfigur Uli Hoeneß, aus. Ich war privat und aus alter Verbundenheit angereist. Um den FC nicht zu blamieren, habe ich mich als dessen Vertreter ausgegeben.
    Dst.: Was bedeutet Fußball und der 1.FC Köln für Sie heute?
    K.H. Thielen:
    Fußball ist für mich heute die Nummer eins der Völkerverständigung, der größte Brückenbauer der Welt. Der Fußball erfüllt eine größere Aufgabe als alle Religionen, welche die Menschen oft auseinander dividiert. Der Fußball hingegen führt die Menschen zusammen. Deshalb hat der Fußball es verdient, dass man sich für ihn einsetzt.
    Mein erstes Profigehalt betrug 400 DM. Das war im Vergleich zu heute gar nichts. Vergleichbar mit dem Einkommen eines guten Handwerkers damals. Aber uns Spieler hat es Spaß gemacht und die Gehälter wurden auch größer. Der wirtschaftliche Faktor wurde im Laufe der Jahre immer größer. Als erster hatte das unser Präsident Franz Kremer in den Sechzigern erkannt. Ich habe später als Manager auch so gut wie möglich versucht, den Wirtschaftsfaktor auszubauen und den Club auf professionelle Füße zu stellen. Ehrenamtlich war eine Vereinsführung nicht mehr möglich. Wenn du Erfolg haben willst, lebst du diesen Sport rund um die Uhr. Das musste dann auch entsprechend entlohnt werden.
    Das Bekenntnis zu einem Fußball-Club kann sich auf viele Arten und Weisen ausdrücken. Manche Menschen tragen das Trikot des Clubs, andere tragen einen Vereinsschal um den Hals. Ich bin ja schon sehr lange im Club und hab hier Einiges erlebt. Wenn ich jedoch vor dem Spiel kurz vor dem Anpfiff im Stadion stehe, die Vereinshymne wird gespielt, dabei schwingen 40 bis 50 Tausend Leute singend ihre Schals, dann läuft es mir immer noch eiskalt den Rücken hinunter. Das ist unvergleichbar, ein immer wiederkehrender magischer Moment.


    Mittwoch, 6. Juni 2012


     Sylvester Stallone und Einklang, Glück, der Sinn des Lebens

    Das tiefe Gefühl von Lebendigkeit gibt dem Leben einen Sinn. Stellen Sie sich vor, der Zweck Ihres Lebens bestünde darin, sich ganz einfach des Lebens zu erfreuen. Und gesetzt den Fall, die Bedeutung des Lebens läge darin, das Vergehen der Zeit zu genießen. Wie viel vom Beruf und Lebensstil, würden dann noch Bedeutung haben? Unsere Lebendigkeit hängt jedoch häufig von der Beziehung zu anderen Menschen ab. Wenn Menschen sich gemeinsam einer Sache widmen, beleben sie sich entweder gegenseitig, oder sie rauben einander jegliche Energie. Das Erleben wir im Berufsleben, in unseren Beziehungen und auch im Sport.
    Nichts erschöpft einen Menschen mehr, als mit anderen etwas zu unternehmen, was er eigentlich gar nicht wirklich will. Die meisten Menschen leben in einem Schmerz, der von dem Druck herführt, den sie gegenseitig aufeinander ausüben. Als Reaktion auf diesen Druck, schlüpfen sie meistens in eine Rolle, die ihnen nicht entspricht und nicht das Geringste mit ihnen zu tun hat. Gefangen in der Welt ihrer Ängste und Gedanken haben sie häufig ihre wahre Berufung, ihr wahres sein vergessen. Um ihre Einzigartigkeit  zu verbergen, haben sie sich dazu entschieden, eine Rolle zu übernehmen, die eine ganz andere Fassade zeigt. Das alles, damit die Leute aufhören Druck auszuüben, damit man den Normen seines Umfeldes entspricht, Erziehung, Religionen, Berufs- und Schulsystemen gerecht wird.
    Menschen die in eine unpassende Rolle schlüpfen, opfern dafür ihre Vitalität, Lebendigkeit, Lebensfreude und Leidenschaft. Auf der einen Seite gibt dieser faule Kompromiss zwar mehr Ruhe, bietet den Menschen die sie respektieren, keinerlei Inspiration. Es mag dann wesentlich sicherer erscheinen ein Leben im Versteck zu führen, aber auch ihre Gemeinschaften und Familien spüren den herben Verlust der Vitalität. Es stellt sich die Frage, führt man ein Leben im Versteck oder nimmt man das Risiko auf sich, die Herausforderungen des Lebens anzunehmen und im dynamischen „Chaos“ zu leben. Dieses kann entstehen, wenn man sich erlaubt, ganz und gar sich selbst zu sein.
    Wie viele Menschen führen eine Art Schattenkariere? Das junge Mädchen das einst die Welt bereisen wollte, fremde Länder und andere Kulturen erforschen wollte, ergreift nach der Schulzeit einen Beruf im Reisebüro. Ein paar Jahre später berät sie perfekt ihre Kunden über die besten Reisen, schönsten Plätze der Welt. Irgendwann stellt sie fest, dass ihre Kunden reisen, sie mit Ausnahme ihrer eigenen Urlaubsreise oder einigen Expedientenreisen, ein Berufsleben im Büro verbringt.
    Vor einiger Zeit traf ich einen alten Schulfreund. Ich erinnerte mich, dass er zu unserer gemeinsamen Schulzeit ein exzellenter Schauspieler war. Bei den Schulaufführungen war seinerzeit der Star auf der Bühne. Durch sein komödiantisches Talent und seinem ausgezeichneten Humor, hatte er stets die „Lacher“ auf seiner Seite. Heute arbeitet er als Kameramann und Cutter eines deutschen Fernsehsenders, für einen berühmten Comedy-Star. Sein Chef steht auf der Bühne, er mit der Kamera davor oder sitzt im Schneideraum. Dabei gefallen mir der Humor, die Comedy und das Sprachtalent des Freundes heute erst recht besser, als die seines Chef`s, den berühmten Fernsehstar.
    Auf die Frage, ob er nicht selbst mal ein Bühnenprojekt starten wolle, antwortete er: „Ich hab es mal versucht, es hat nicht funktioniert. Es hat mir viel Geld gekostet, ich bin damit auf die Nase gefallen, habe mich finanziell verschuldet. Ich wollte es vor einigen Monaten erneut versuchen. Meine Freundin hat mir davon abgeraten, damit ich mich nicht noch mehr verschulde, weil ich dafür wieder investieren muss. Ich hab nun diesen Job, verdiene etwas Geld und kann langsam meine Schulden abzahlen. Außerdem reicht mein Talent nicht.“
    Es stellt sich die Frage, wie das Leben und die Karriere dieses Schulfreundes verlaufen, wäre zum richtigen Zeitpunkt den passenden Förderer oder Begleiter an seiner Seite gewesen?  Wo wäre dieser Freund heute, nach dem Fehlstart mit seinem ersten Projekt, mit dem Bewusstsein „Aufstehen fängt mit Hinfallen an?“ Im Sport ist eine schwere Verletzung heute nicht mehr gleich mit einem Karierende verbunden. Die enorme  medizinische Entwicklung der letzten Jahrzehnte und Physiotherapie haben es ermöglicht.
    Ob das Leben gelingt oder ob ich meinen Traum verwirkliche, hängt davon ab, ob ich meine Berufung entdecke. Wenn man mit seiner wahren Bestimmung in Berührung kommt, kann man es mit allen Sinnen spüren. Man fühlt sich zutiefst berührt, wie ein Saiteninstrument, dessen Klangfülle seismographisch durch einen genialen Interpreten erweckt wird. Ein Fußballer der im Spiel jeden Zweikampf und jedes Dribbling gewinnt, den finalen Pass spielt oder zum Torabschluss kommt, erlebt ähnliches.
    Um aus einer gewohnten Rolle auszubrechen, erfordert es zu entdecken, was die Gesamtheit der Sinne stimuliert. Was macht mich ganz und gar lebendig? Worin bin ich einzigartig und unschlagbar?
    Sie haben Zweifel an Ihrer Einzigartigkeit?  Jeder von uns ist ein Genie auf einem ganz bestimmten Gebiet. Wenn Sie sich voll und ganz in Ihre natürliche Einzigartigkeit hineinstürzen, sie an andere Menschen weitergeben, werden Sie zutiefst lebendig. Wie der Rockstar auf der Bühne im Konzert, vor vielen tausend Fans. Der Fußballer im ausverkauften Stadion nach einem erfolgreichen Dribbling und dem Tor.

    Nun stellt sich die Frage, wie entdecke ich meine wahre Leidenschaft und Einzigartigkeit? Wenn Ihre Ziele und geheimen Träume sie nicht  erschrecken und nicht zumindest in leichte Panik versetzen, sind sie als Herausforderungen nicht groß genug, um Ihre Kreativität wachzurütteln. Gerade die Herausforderungen die Sie am meisten fürchten, können die Tür zum Glück sein. Oder wie ein guter Freund einmal sagte: „Wenn dir der Arsch auf Grundeis geht, dann bist du richtig“.
    Durch irgendeine perverse Verdrehtheit innerhalb der menschlichen Natur neigen wir dazu, ausgerechnet das zu fürchten, was gerade unsere natürliche Brillanz und Einzigartigkeit zum Vorschein bringen könnte. Das bedeutet, wenn die Herausforderung nicht genau zu Ihrem Temperament passt, wird sie Ihr verborgenes Talent nicht aus Ihnen herausholen. Die wahre Berufung erkennen sie daran, dass sie zugleich ihre größte Leidenschaft ist. Diese entdecken Sie, in dem Sie Ihrer Wahrnehmung folgen. Sie spüren genau, wann sie bis ins Mark berührt sind und wann es sie kalt lässt. Ob Sie Ihr Schicksal erfüllen oder nicht, hängt davon ab, ob sie die Herausforderungen erkennen, die genau auf Ihre natürlichen Fähigkeiten abgestimmt sind.
    Was Sie dabei verdienen ist zunächst sekundär, weil Sie den Wert spüren, den Sie dadurch schaffen.  Dabei lernen sie sich selbst und den anderen mit neuen Augen sehen. Den Respekt, die Wertschätzung und Anerkennung, welche Sie dadurch von anderen Menschen erhalten, ist unbezahlbar. Wenn man der größten Leidenschaft folgt, stellt sich neben einer großen Vitalität auch der finanzielle Erfolg ein.

    Ein Beispiel ist die Geschichte von Sylvester Stallone:


     Michael Sylvester Gardenzio Stallone wurde 1946 in New York als Sohn einer italoamerikanischen Familie geboren und wuchs in einem Vorort von Philadelphia auf.
    Seine Eltern ließen sich früh scheiden und Stallone kam zu Pflegeeltern nach Philadelphia. Eine Nervenlähmung im Gesicht hatte zur Folge, dass er kaum verständlich sprechen konnte. In seiner Schulzeit wurde er dafür gehänselt, er verlegte seine ganzen  Interessen in den Sport. Stallone wurde ein begeisterter Footballspieler, Fechter und Reiter. Im Jugendalter fand er seinen Wunsch Schauspieler zu werden. Er versuchte sich an verschiedenen Laienbühnen sowie in diversen Rollen in der Theatergruppe der Schule. Hier sah man jedoch nur sein sportliches Talent, weshalb er nach der Highschool ein Stipendium am amerikanischen Sport-College in Genf erhielt. 1967 kehrte er in die USA zurück. Für seine weitere Ausbildung, schrieb er sich an der Universität von Miami für das Fach der Schauspielerei ein.
    Während dieser Zeit arbeitete er in verschiedenen Gelegenheitsjobs, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Noch bevor er seine Ausbildung beendet hatte, reiste er ohne Abschluss nach New York. Grund dafür war auch, dass ihm in Miami regelmäßig von der Schauspielerei abgeraten wurde. Er konnte sich nur in kleinen Nebenrollen beweisen und schrieb unter dessen  das Drehbuch um einen Boxer und Nobody aus Philadelphia, der sich in einem Profi-Kampf als Talent beweisen möchte. Die Geschichte um "Rocky Balboa" fand jedoch keinen Produzenten, da er es zur Bedingung machte, den Part der Hauptrolle selbst zu spielen.
    Nach langen Verhandlungen mit vielen Produzenten, gelang es ihm 1976 den wagemutigen Produzenten Irwin Winkler zu finden.
    Stallone hatte zu diesem Zeitpunkt 106 Dollar auf der Bank. Er sagt: “Ich hatte meinen geliebten Hund verkauft, weil ich mir das Hundefutter nicht mehr leisten konnte!”
    Die Geschichte mit dem Produzenten Irwin Winkler war folgende:
    Sylvester Stallone hatte Rocky fertiggeschrieben und sein Studio war interessiert: für 20 000 Dollar wollte man ihm das Drehbuch abkaufen und die Hauptrolle mit einem bekannten Schauspieler besetzen.
    Stallone wollte Rocky aber unbedingt selbst spielen.“ Dich kennt aber niemand“! „Ich arbeite ohne Honorar“. „ Nein, aber wir geben dir 80 000 Dollar für das Drehbuch“. Er wollte das Drehbuch nicht verkaufen, wenn er die Hauptrolle nicht selbst spielen konnte, da stieg das Angebot sogar auf 200 000 Dollar!
    Das Angebot stieg auf 300 000 Dollar.
    Er sprach mit seiner Frau, aber es war ihm klar: so dringend sie das Geld auch brauchten: Ich kann das nicht tun. Das Angebot stieg auf 330 000 Dollar, dann auf 360 000 Dollar. Schließlich zog Stallone einen Schlussstrich “Dann macht den Film einfach nicht. Ich werde das Buch nicht verkaufen, wenn ich nicht selbst spielen kann.”
    Irvine Winkler lenkte ein. Stallone durfte die Hauptrolle spielen – aber er hatte das Drehbuch für das Minimum von 20 000 Dollar gekauft (nach Abzügen von Steuern & Co. blieben laut Stallone ganze 8000 Dollar übrig) und er bekam als Schauspieler-Honorar schlappe 350 Dollar pro Woche. Am Einspielergebnis des Films war er mit nur 10 % beteiligt. 
    Die weitere Geschichte von Sylvester Stallone ist den meisten Menschen bekannt.
    Der Film bekam zumeist wohlwollende Kritiken und entwickelte sich zum Überraschungserfolg an der Kinokasse. Mit einem Einspielergebnis von über 56 Millionen US-Dollar wurde die Produktion in den Vereinigten Staaten zum kommerziell erfolgreichsten Film des Jahres 1976. Die Bruttoeinnahmen stiegen in den USA sogar auf 117,2 Mio. Dollar. Das weltweite Ergebnis betrug 225 Mio. Dollar.

    Rocky wurde 1977 für zehn Oscars nominiert und gewann drei davon in den Kategorien Beste Regie, Bester Schnitt und Bester Film. Sylvester Stallone war im Übrigen zu diesem Zeitpunkt erst der dritte Filmschaffende, der sowohl als Hauptdarsteller als auch als Drehbuchautor nominiert wurde.
    Übrigens:  Seinen über alles geliebten Hund, soll Stallone von seiner ersten Filmgage für ein hundertfaches  zurück gekauft haben………

    Samstag, 2. Juni 2012

    Frank Ribery -JUST PLAY- The High Performance Mind

    Sind wir der Mensch, für den wir uns halten?

    Jeder Mensch glaubt genau zu wissen wer er ist. Doch da gibt es ein Problem. Auch wenn es Sie schockieren sollte, Sie sind nicht der Mensch für den Sie sich halten. Dieser Schock wird jedoch beim weiterlesen bald einer unendlichen Erleichterung weichen. Sie sind nämlich viel, viel mehr als Sie zu sein glauben. Sie sind sich dessen nur noch nicht bewusst.

     Jedoch eine Warnung gleich vorab. Diese Größe die in Ihnen steckt und vielleicht verborgen ist, wird sie erschrecken. Vielleicht werden Sie sagen: Das kann doch unmöglich sein, das ist doch viel zu groß für mich. Ihre Fertigkeiten und Talente sind jedoch viel größer als sie glauben. Was es jedoch braucht, um diese Fertigkeiten zu entdecken, ist ein gehörige Portion Mut. Das Problem ist, dass wir die wahre Großartigkeit, Einmaligkeit, Einzigartigkeit die ihn uns steckt, vor anderen zu verbergen versuchen. Jetzt stellt sich die Frage, warum wir unsere Größe vor anderen verstecken sollten?

    Die Antwort ist ganz einfach: Weil wir von anderen Menschen geliebt und akzeptiert werden wollen. Ein Mensch der sich jedoch voll und ganz verwirklicht, erschreckt die Herde jener, die es nicht tun. Die ist leider nach wie vor, auch im 21. Jahrhundert enorm groß. Es ist aber ein Erbe aus unserer animalischen Vergangenheit, dass die Macht der Herde so stark in jedem von uns wirksam ist. Nach dem alten, ererbten Naturgesetz, begibt sich jeder, der sich von der Herde entfernt, in eine lebensbedrohende Gefahr, aus der Gemeinschaft ausgeschlossen zu werden. Ein Überleben wäre dann nicht mehr sichergestellt. Diese Sorge ums Überleben ist es, die die meisten Menschen in einem Leben stecken bleiben lässt, dass weit unter ihren Möglichkeiten liegt. Gleichzeitig liegt in jedem von uns eine tiefe Ahnung verborgen, die Albert Einstein wie folgt formuliert hat:

    „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafsherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaaf sein.“

    Vielleicht wissen wir ja längst um unser Anderssein, um unsere ureigensten Qualitäten, haben jedoch nicht den Mut aus der Herde auszubrechen. Vielleicht steckt in Ihnen in Wahrheit ein Alpha-Wolf, ein Anführer. Ein Mensch, der in seinem Dienst, an anderen Menschen, eine völlig neue, ungeahnte Dimension der Wahrnehmung, ein erfülltes Leben führen kann. Dies drückt sich besonders in den Bereichen des Berufs-und Geschäftslebens und in den Beziehungen aus. Oft kommen die Menschen aus der Unterhaltungs-Branche, zum Beispiel, Sport und Schauspiel, dem erfüllt sein am nächsten.

    Was wäre aus einem Sylvester Stallone geworden, wenn er seiner Leidenschaft, Schauspieler werden zu wollen, nicht treu geblieben wäre? Wenn er das Empfinden für seine Großartigkeit fürs Schauspielen, nicht in seinem tiefen inneren wahrgenommen hätte?  Wenn er  nur das großzügige Angebot für das Drehbuch in seiner finanziell schlechten Situation angenommen hätte. Im besten Fall, würde er vielleicht heute eine Schattenkariere, als Drehbuchautor führen. Eventuell wäre er ein mittelmäßiger Sportler geworden. Sein Handicap in Form der Nervenlähmung im Gesicht und der damit verbundene Sprachfehler, hatten ihn in seiner Kindheit schon zum Außenseiter gemacht. Das Leben und sein Umfeld, hatten ihn schon als kleiner Junge, kein Schaf in der Schaf-Herde sein lassen. Er hatte frühzeitig gelernt mit dem Anderssein umzugehen.


    Gerade die wahren Alpha-Wölfe und großen Künstler unter den Menschen sind es, die sich im zweifelfall am besten zu verbergen wissen. Weil ihr Wissen und ihre Ahnung um ihre Kraft und Kunst ihnen Angst macht. Weil gerade sie – und darin liegt ihre Schwäche- besonders viel Akzeptanz, Liebe und Zuneigung brauchen. Sie möchten belohnt und anerkannt werden für die unwägbaren Gefahren und Risiken denen sie sich schutzlos aussetzen, als sie die Herde der Schafe, das „normal sein“ verließen.

    Nehmen wir ein  Beispiel aus dem Fußball. Den sensiblen, kreativen  französischen Weltfußballer Frank Ribery in Diensten des FC Bayern München. Wie viel Begeisterung weckt dieser Ausnahmekönner, mit seinen Tempo-Dribblings an guten Tagen, getragen von der Anerkennung seines Publikums und dem Vertrauen des Trainers? Wie oft ist die Leistung schwankend, wenn er diese Liebe, Akzeptanz  und Zuneigung nicht bekommt?

    “Wenn ich das Vertrauen nicht spüre, kann ich nicht so spielen, wie ich will und keine Freude am Spiel entwickeln.”
    -Zitat Ribery-

    Die Geschichte : Das Narbengesicht – Der Draufgänger

    Vom Bauarbeiter bis zum Nachtklub-Schläger

    Kino geht oft so: Die Guten und Schönen kriegen ihr Happy End, das Publikum freut sich ein bisschen mit ihnen und verlässt den Saal. Aber jene, die sich bei den Zuschauern ins Gedächtnis fräsen, sind die Außenseiter. Die Vernarbten oder die Bösewichte. Ribéry kann lächelnd, stehen bleiben um sein Autogramm zu geben. Wahrscheinlich ist er ein sympathischer Typ. Aber was hinter den Kulissen ist, spielt im Kino keine Rolle.

    15 Zentimeter auf der rechten Gesichtshälfte. Zehn Zentimeter auf der Stirn. Seine Feinde nennen ihn "Frankenstein", „ Quasimodo“oder "Scarface". Es war ein Autounfall in seiner Kindheit, der Franck Ribérys Gesicht kennzeichnete: "Ich bin durch die Windschutzscheibe geflogen und hatte großes Glück, dass es nicht aus war mit mir. Auf gewisse Weise hat mir dieser Unfall geholfen, als Kind hat mich mein gnadenloses Umfeld motiviert. Es hat verdammt wehgetan. Ich bin weggelaufen, ich habe geheult, dann habe ich meine ganze Wut in mein Spiel gepackt. Ich war ein Kämpfer, wollte nie ein Spiel verlieren, selbst wenn es um nichts ging", sagt er.

    Ribéry stammt aus Boulogne-sur-Mer, einer Arbeiterstadt an der Kanalküste. 45000 Einwohner, bis zu 60 Prozent Arbeitslosigkeit. Wegen seines Aussehens wurde er provoziert, und er ging keiner Rauferei aus dem Weg. Er galt als Rüpel, der für eine Sache zu gebrauchen war, zum Fußball. So beginnen Gangsterkarrieren.

      Doch er erkannte auf dem Bolzplatz etwas, was sein Leben verändern kann, eine Begabung, manche nennen es sogar Berufung. Mit 10 Jahren kann er 400-mal den Ball hochhalten. Bei den Auswärtsspielen wird er wegen seiner Narben gehänselt. Frank kennt nur eine Antwort, er spielt ihnen den Ball durch die Beine. Er demütigt seine Gegenspieler, so wie sie ihn demütigen. Sie machen es mit den Worten, er mit dem Ball.

    Mit 13 führt ihn sein Talent in die Fußball-Akademie des OSC Lille.  Für den jungen Frank Ribery wurde eine Ausnahme gemacht, da man mindestens 15 Jahre alt sein musste.  Er wächst jedoch nur langsam, ist mit 16 Jahren einen Kopf kleiner als seine Altersgenossen. Die Vereinsoberen zweifeln, ob er sich körperlich jemals bei den Profis durchsetzen könnte. Die Vereinsärzte attestierten ihm eine „körperlich retardierte Entwicklung“. Er muss die Akademie verlassen. Ribery sagt: „Sie haben einfach nicht an mich geglaubt. Nur meine Eltern und meine dortige Pflegefamilie. Der Abschied in Lille hat sehr geschmerzt. Mein Gott , was habe ich geheult. Dabei fällt mir ein, wie oft ich früher weinen musste“.

    Er kehrt zurück nach Boulogne, er träumt nicht mehr vom Fußball und schuftet in einem Job. Mit 17 spielt er dort in der  4.Liga mit 150 Euro pro Monat.  Als 19-jähriger ist er arbeitslos, kann die Miete nicht mehr bezahlen, musste sogar die Hochzeit mit seiner algerischen Freundin und heutigen Ehefrau Wahiba verschieben. Er konnte die Feier nicht bezahlen.

    Dann bekommt der feine Techniker ein Angebot vom damaligen Drittligisten Brest, zum niedrigsten Angebot (monatlich 2250 Euro brutto) als Kaderspieler. Er war 1000 Kilometer von Eltern und Freuden. Das Geld reichte nicht aus. Er hatte Schulden bei der Bank und manchmal nicht genug Geld zum essen. Nach einer kurzen Weile zahlte der Club gar kein Gehalt mehr. Sein Vater holte ihn wieder zurück nach Hause und besorgte ihm einen Job auf dem Bau.

    Erdarbeiten, Leitungen legen, Löcher machen und schließen, all das", sagt Ribéry. "An der Seite meines Papas zu arbeiten war eine Lehre für mich. Ich habe angefangen, ernsthaft zu schufte“. Neben der Baustellenarbeit spielt erweiter für Boulogne-sur-Mer.

    Doch dann, 2002, meldet sich Stade Brest. In der Bretagne, in der dritten Liga, wächst Ribéry schließlich. Er verdient 2500 Euro monatlich und schafft es zum ersten Mal, sein Leben in geordnete Bahnen zu lenken – nicht zuletzt dank seiner Bekehrung: "Zu dem Zeitpunkt habe ich über meine Frau Wahiba den Islam entdeckt. Sie war es, die mich eingeführt und geleitet hat. Für mich ist der Glaubenswechsel unausweichlich geworden. Der Islam hat mir geholfen, in bestimmten schwierigen Momenten innere Ruhe zu finden. Vor jedem Spiel bete ich. Das bringt mich in die richtige Stimmung, es gibt mir Selbstvertrauen. Wenn der Anpfiff ertönt, fühle ich mich befreit", sagt er in einem Gespräch mit der Zeitschrift L'Equipe .

    Als Stammspieler verhilft er Brest mit 23 Torvorlagen zum Aufstieg in die Zweite Liga. Auf einmal sind sie da, die Angebote von französischen Erstligisten. Ribéry entscheidet sich für einen Wechsel zum FC Metz. Im August 2004 wird der Außenstürmer zum Spieler des Monats der Ligue 1 gewählt - und in eine Schlägerei in einem Nachtclub verwickelt. Es kracht mit dem Präsidenten des Vereins, und es folgt die unvermeidbare Trennung.

    Nach schwierigen Verhandlungen landet Ribery beim türkischen Spitzenclub Galatasaray Istambul. Die Türken lernen sein Talent schnell kennen. Beim Finalsieg um den Pokal gegen Fenerbahçe schießt Ribéry ein Tor und bereitet zwei für seine Mannschaftskollegen vor. Im Stadion Ali Sami Yen improvisieren die Galatasaray-Fans an jenem Tag ein Lied zu Ehren des Franzosen: "I love you, Ribéry, Ribéry, Ribéry!"

    Aber das Schicksal wiederholt sich. Ähnlich wie in Alès überwirft Ribéry sich mit Galatasaray. Er kommt in Istanbul nicht zurecht. Weil Galatasaray sein Gehalt angeblich nicht mehr zahlt, folgt nach wenigen Monaten ein weiterer Wechsel, dieses Mal nach Marseille.

    Unter dem Kommando von Jean Fernandez, seinem ehemaligen Trainer aus Metz, spielt "Scarface" sensationell und begeistert. Tore, Pässe, Dribblings, er wird zum unersetzlichen Spielmacher. Die Krönung dieser merkwürdigen Laufbahn kommt 2006, als der Nationalcoach Raymond Domenech beschließt den Jungen mit zur Weltmeisterschaft nach Deutschland zu nehmen. Diese Entscheidung wird belohnt. Ribéry spielt einen frischen und erfrischenden Fußball. Seine Dynamik, seine Einsatzkraft und ja, sein Enthusiasmus kommen zum richtigen Zeitpunkt für die französische Nationalmannschaft.

    „Er strahlt Lebensfreude aus und vermittelt sie den anderen. Er ist nicht berechnend. Er handelt aus seinem Gefühl heraus, er stellt sich keine Fragen. Und er ist gut. Manchmal kann man aus dem Gefühl heraus handeln und dennoch nicht gut sein. Aber er ist sehr stark. Er wird beeindrucken, sobald er ein Gebiet betritt. Er wird jemand Wichtiges“, sagte Zinédine Zidane.  Welch Lob! Der Maestro, bekannt für seine Zurückhaltung, hatte sich nicht getäuscht. Ribéry setzt sich in kürzester Zeit im Mittelfeld durch. Er wirkt unermüdlich.

    Nach der Weltmeisterschaft wollen sie ihn haben: Olympique Lyon, FC Arsenal und schon damals Bayern München. Er ist wechselwillig, doch er muss in Marseille bleiben. "Um keinen Preis" werde man ihn verkaufen, sagte Marseilles Sportdirektor José Anigo, dessen Ruf in Frankreich kaum schlechter sein könnte.

    Ein Jahr später , 2007 ist es so weit. Ein stolz lächelnder Uli Hoeneß präsentiert mit Ribéry die teuerste Neuverpflichtung der Bayern. 25 Millionen sollen sie für den 24-Jährigen bezahlt haben. Frank Ribery spielte zuvor innerhalb von 3 Jahren für 5 Vereine.Er hat sich dort nie behauptet wenn es eine Krise gab.  In München hatte er sein zuhause gefunden. In dem Gefühl der Geborgenheit, des Respekts und der Annerkennung spielt er oft mutiger als die meisten Denken können. Seine Tricks sind wilde Nummern, er ist ein Seiltänzer des Fußballs. Damit schafft er es sogar das Münchener Puklikum in Businesssesseln, so zu begeistern,  dass sie bei seinen Aktionen hochschnellen- beschreibt in stern.de


     Mit 11 Millionen Euro Jahreseinnahmen ist er 2012 ein Weltfußballer, der höchstbezahlteste Sportler Frankreichs. Am Ende hat bei Frank Ribery alles mit Respekt zu tun. „Ich will respektiert werden. So einfach ist das“ Oder auch so schwierig. Vieles erklärt er mit erhaltenem oder mangelndem Respekt. Es ist die Schule seines Viertels in Boulogne. „Wenn du nichts hast, ist Respekt das einzige, was zählt. Wenn mir die Menschen Gutes tun, dann gebe ich das aus vollem Herzen zurück“.

    Sein „Anderssein“, durch den Unfall als Kind, hat Ribery zu dem werden lassen was er geworden ist. Sein Umfeld hatte es ihm nie erlaubt nur ein akzeptiertes Schaf in der Herde zu sein. „Ich habe meinen Schmerz und meine Wut ins Spiel gepackt“.

    In einem Interview mit dem Stern wird Ribery wie folgt zitiert:

    "Na", sagt er plötzlich, nach einer halben Stunde Gespräch, "warum fragst du mich nicht? Warum ich keine Schönheits-OP machen lasse? Du denkst schon länger darüber nach, nicht wahr?" Er lacht dabei.

    Stern.de: Ehrlich gesagt, ja.

    "Ich weiß, heutzutage ist alles möglich, sieht man ja bei den Hollywood-Leuten und so. Ich hätte heue das Geld dazu. Meine Narbe auf der rechten Gesichtshälfte ist 15 Zentimeter lang. Die auf der Stirn zehn Zentimeter. Die Zähne stehen schief. Das rechte Auge ist größer als das linke. Du kannst ruhig ganz genau hinschauen. Das macht mir nichts aus. Ich sehe das ja jeden Tag im Spiegel. Ich habe dieses Gesicht seit 23 Jahren. Seit dem Autounfall, da war ich zwei Jahre alt, ich bin durch die Windschutzscheibe geschleudert worden, mein Vater saß am Steuer. Die Narben sind ein ganz wichtiger Teil von mir. Sie haben mich geprägt. Sie haben mich härter gemacht, weißt du. Ich komme aus einer Betonsiedlung im Norden Frankreichs, da ist man nicht gerade zimperlich im Umgang miteinander."

    Stern.de : Härter gemacht - das sagt man so leicht. Hört sich nach Ghettoromantik an, wie in einem Film.

    "Nein, nein. Glaub mir. Das ist wirklich so. Schon als Kind haben sie mich Quasimodo genannt, später Frankenstein, Scarface. Das hat verdammt wehgetan. Ich bin weggelaufen, ich habe geheult. Ich habe dann meine ganze Wut in mein Spiel gepackt."

    Diese Narben sind also die Quelle deines Willens, deines Ehrgeizes, deines Spiels?

    "Die Narben haben mir mehr geholfen als geschadet. Warum sollte ich diesen Teil von mir tilgen? Das wäre dann nicht mehr ich. Ich ohne Narben - das ist nicht Franck Ribéry. Glaub mir." 

    Wie wäre das Leben dieses Fußballkünstlers verlaufen, wenn er als hübscher Junge, akzeptiert, im wohlbehüteten Umfeld der Herde aufgewachsen wäre? Wie viel seiner Begabung und seines Talentes wäre zum Vorschein gekommen und gelebt worden? 

    Unsere größte Angst

    Unsere größte Angst ist nicht, unzulänglich zu sein.
    Unsere größte Angst ist, grenzenlos mächtig zu sein.
    Unser Licht, nicht unsere Dunkelheit ängstigt uns am meisten.

    Wir fragen uns: Wer bin ich denn, dass ich so brillant sein soll?
    Aber wer bist Du, es nicht zu sein?
    Du bist ein Kind Gottes.
    Es dient der Welt nicht, wenn Du Dich klein machst.
    Sich klein zu machen,
    nur damit sich andere um Dich nicht unsicher fühlen, hat nichts Erleuchtetes.

    Wir wurden geboren, um die Herrlichkeit Gottes, der in uns ist, zu manifestieren.
    Er ist nicht nur in einigen von uns,
    Er ist in jedem einzelnen.
    Und wenn wir unser Licht scheinen lassen,
    geben wir anderen unbewusst damit die Erlaubnis, es auch zu tun.

    Wenn wir von unserer eigenen Angst befreit sind,
    befreit unsere Gegenwart automatisch die anderen.

    aus der Antrittsrede von Nelson Mandela im Jahr 1994


    Welche Größe, welches Talent und Einzigartigkeit steckt in Ihnen?  Wie kann sie geborgen werden, ohne einen Schicksalsschlag zu erleiden?

    Sonntag, 19. Februar 2012


    Führungsstil - Clubvision - Identifikation - Karriere

    Thomas Kastenmaier im Interview Teil III.



    Dst. Braucht ein Verein eine Philosophie - außer am besten jedes Spiel zu gewinnen?
    Thomas Kastenmaier:
    Durch die Spiele mit Weisweiler-Traditionsmannschaft, von Borussia Mönchengladbach komme ich viel rum,  treffe  auf viele Ex-Profis von anderen Clubs. Häufig sind die Ex-Spieler nach der Karriere in ihren Clubs eingebunden. Ihre Erfahrung und ihr Wissen wird dort genutzt. Da gibt es einige. Das beste Beispiel stellt hierbei der FC Bayern . Bei Borussia Mönchengladbach ist das weniger der Fall. In der Weisweiler-Elf sind 25 Spieler der Generation, die 1995, den letzten Titel für den Club geholt haben. Keiner davon ist in einer Funktion bei der Borussia oder wird gefragt für einen Posten - Ausnahme Uwe Kamps. Das finde ich schade und nachdenklich. Unabhängig davon, freue ich mich, dass es bei der Borussia gerade sehr gut läuft.
    Dst:  Sie nennen den FC Bayern als Beispiel dafür, dass es anders sein kann. Was wird dort anders gemacht? Worin besteht der Unterschied?

    Thomas Kastenmaier:
    Der größte Unterschied zu allen anderen Vereinen trägt den Namen "Uli Hoeneß". Er hat seit Ende der "Siebziger", sich und den Verein permanent weiter entwickelt.
    Dst: Was macht Uli Hoeneß anders?
    Thomas Kastenmaier:
    Obwohl er als Spieler schon ein "Großer" war, musste er seine Laufbahn mit 27 Jahren beenden. Ich denke, das hat ihn für seine zweite Karriere, als Nachfolger von Robert Schwan, zusätzlich motiviert. Seinen Verein immer weiter voran zu bringen. Ziele und Visionen zu haben, nicht auf Erfolgen ausruhen, sondern den nächsten Schritt gehen. In den "Siebzigern" waren Borussia und der FC Bayern auf einer Höhe. Borussia war sogar fünfmal Meister, Bayern nur viermal. Danach blieb Borussia in der Entwicklung stehen. Bei Bayern ging es weiter, der Verein wurde immer größer. Heute ist der Unterschied so groß, dass er unter normalen Umständen nicht mehr einzuholen ist. Häufig  werden die Stadien als Ursache genannt. Hier der "kleine Bökelberg"  -da mussten die besten Spieler verkauft werden- dort das neue große Olympia-Stadion. Aber das alleine war und ist es nicht.
    Dst:  Als Uli Hoeneß Manager wurde, war der FC Bayern hoch verschuldet.
    Thomas Kastenmaier:

     Ich habe in Mönchengladbach zum Beispiel mal gehört "Als die Borussia damals auf dem sportlichen Höhepunkt war, hat man dort im Büro auf die Sponsoren gewartet". Das kann ich mir beim "Uli" überhaupt nicht vorstellen.
    Dst:  Beim FC Bayern fällt auf, dass viele Ex-Spieler, heute auf den verschiedensten Positionen beschäftigt sind. Steckt da eine Systematik hinter?
    Thomas Kastenmaier:
    Wenn man 100 Spieler befragt, die mal beim FC Bayern waren, werden 99 nur positiv über den Verein reden. Dieser Verein ist immer korrekt zu den Spielern, nimmt dir alles ab, damit du dich nur auf Fußball konzentrieren kannst. Wenn du dich korrekt verhälst, bekommst du dein Geld und niemand diskutiert über 2,50 €. Wenn es dir schlecht geht, macht dieser Verein alles für dich. Dafür gibt es viele Beispiele. Zu meiner Zeit hatte Lars Lunde einen schweren Verkehrsunfall, mit dem Auto auf einem Bahnübergang. War sehr lange verletzt, der Uli Hoeneß hat sich sofort eingeschaltet. Die Geschichte von "Kobra" Jürgen Wegmann. Er hatte private und finanzielle Probleme. Der Uli hat ihm einen Job im Fan-Shop Oberhausen besorgt. Die Alkohol-Probleme von Gerd Müller, er wurde wieder als Trainer eingebunden. Da gibt es unzählige andere Beispiele der letzten 20 bis 30 Jahre. Heute wird diese Philosophie zum Beispiel bei Ribery, Breno oder Robben fortgesetzt, wenn Probleme auftauchen.
    Oder auch meine Geschichte dazu. Nachdem ich im September 1990, nach dem sechsten Spieltag von Bayern zur Borussia gewechselt war, spielte ich vier Wochen später in München. Wir haben zwar dort verloren, jedoch vor dem Spiel kam das komplette Präsidium auf dem Platz. Ich wurde vor ausverkauften Stadion mit Blumen und einer tollen Uhr verabschiedet. Das war für mich sensationell. Im Dezember danach, hatte man beim FC Bayern erfahren, dass ich in Wegberg heirate. Da erhielt ich einen Anruf von der Sekretärin des Uli Hoeneß "Ich müsse mir noch ein Hochzeitsgeschenk aussuchen". Im folgenden Sommer, habe ich in der Nähe von München geheiratet. "Ich kam aus der Kirche raus -wusste von nichts - da stehen dort zwei Jungendmannschaften vom FC Bayern im Trikot - haben gesungen und Reis geworfen - einfach so". So erging es fast jedem Spieler der bei diesem Verein war und auch wieder gegangen ist.
    Dst: Das scheint Sie sehr beeindruckt zu haben. Fallen Ihnen noch weitere Beispiele ein?
    Thomas Kastenmaier:
    Natürlich, der FC Bayern und Uli Hoeneß hat auch vielen Vereinen geholfen. Da gibt es viele Beispiele, wie beim FC St. Pauli, Dynamo Dresden oder zuletzt noch in Erfurt. Hatten diese Vereine finanzielle Probleme, kam der FC Bayern zu einem Benefiz-Spiel vorbei. Trug  so zur Konsolidierung der Schulden bei. Da wird also fast jedem geholfen. Aber was mich immer so erschütterte, wenn ich damals auswärts ins Stadion kam," mein Gott" da ist dann blanker Hass entgegen gekommen. Dabei hat Uli Hoeneß doch nur immer versucht, seinen Verein nach vorne zu bringen und trotzdem anderen Vereinen so viel geholfen.
    Wenn wir mit der Mannschaft bei ihm zuhause eingeladen waren, stand er beim Abschied am Gartentor, hat uns allen ein paar Pakete Rostbratwürste und den Arm geklemmt.
    Dst: Welche Philosophie  könnte noch beim FC Bayern dahinter stecken, viele Ex-Spieler im Verein zu beschäftigen?
    Thomas Kastenmaier:
    Mit Ex-Kollegen kannst du anders umgehen und sprechen. Und der Uli Hoeneß weiß, dass diese Leute vernünftig und engagiert arbeitet. Beim FC Bayern wurden diese Spieler gut und fair behandelt, besonders auch in schlechten Zeiten. Da ist die Motivation nach der aktiven Karriere groß, etwas zurück zu geben. Ein Nehmen und Geben. Da wird keiner den anderen hintergehen. Wenn man heute betrachtet, welche Ex-Spieler dort beschäftigt sind. Vom Scouting bis zu den Trainer-Teams - beim Marketing und Management bis zum Präsidium , dann ist das schon einzigartig. Da wird dann entsprechend geschlossen nach außen aufgetreten. Damit erklärt sich auch die Tatsache, nicht nur kurzfristig, sondern auch langfristig Erfolg zu haben.
    Dst: Wie würden sie aus der Sicht des Spielers ihre beiden Vereine vergleichen?
    Thomas Kastenmaier:
    Im Vergleich meiner beiden Clubs, war es in Mönchengladbach eine kleine Familie, bei Bayern eine große. In der Infrastruktur war es damals schon ein Unterschied. Hier in Mönchengladbach zum Beispiel das Trainingsgelände, außerhalb am Rönneter, bei Regen und Kälte, mit dem Bus dorthin. Bei Bayern diese herrliche Trainingsanlage und mehr Komfort. Aber ich habe es so gewollt, den Wechsel nie bereut. Ich wollte nicht noch lange bei Bayern auf der Bank sitzen, wollte einfach nur Fußball spielen, zeigen das ich ein guter Bundesligaspieler bin. In "Gladbach" habe ich mich schnell entwickeln können, ansonsten hätte ich als rechter Verteidiger keine 40 Tore machen können. Ich habe bei "Gladbach" wundervolle Zeiten gehabt. Die Erlebnisse, die Erfahrungen und auch die Reisen im Europa-Cup bei Bayern möchte ich nicht missen, obwohl ich nicht oft gespielt habe. Das konnte ich bei Borussia leider nicht mehr erleben.

    Dst: Wie endete Ihre Karriere und was kam danach?
    Thomas Kastenmaier:
    Ich hatte am Ende sieben Knieoperationen, dann war irgendwann mal Ende. Nach fast zwei Jahren Reha bin ich nochmal mit ins Trainingslager gefahren. Zunächst hielt mein Knie. Ich habe dort auf einem Turnier in einem Testspiel gegen München 60 eine Halbzeit gespielt. Mein Spiel war ganz ordentlich, aber in der Halbzeit hab ich dann zum Manager Rolf Rüssmann gesagt: "Das war es für mich, das war meine letzte Halbzeit". Mein Knie war geschwollen und glühend heiß. Ich hatte Schmerzen ohne Ende. Ich bin am nächsten Tag mit dem Manager heimgefahren "Das wars". Der Schmerz war zu groß.
    Viele Profis fallen nach der Karriere oder nach schweren Verletzungen  in ein "Loch" oder eine Krise. Ich hatte Leute die sich für mich eingesetzt haben und auch Glück. War anschließend acht Jahre Trainer bei der Borussia. Ich hatte alle Trainerscheine,  habe von den Kindern bis zu den Amateuren alles trainiert, war auch noch mit den Profis im Trainingslager.

    Da ich gerne mit Kindern arbeite, war ich danach 3 Jahre mit Puma unterwegs. Ich wollte mir danach selber etwas aufbauen, habe ein Konzept für "Kastes Fußballschule" erstellt und umgesetzt. Ein Angebot als Co-Trainer in der ersten oder zweiten Liga würde ich auch wieder annehmen. Meine Priorität, ist jedoch zur Zeit die Arbeit mit Kindern.  Die sind begeistert, die Eltern ebenfalls. Wenn ich heute ein Trainings-Camp an Schulen und in Vereinen mit vierzig oder fünfzig Kindern mache - sie haben Spaß am Fußball - ich bringe sie drei Tage zum Lachen - sie lernen etwas,  gibt mir das eine große Zufriedenheit.
    Anschließend fahr ich Heim,  meine Frau fragt mich "wie wars"? Dann sag ich "wie immer sehr guat". ..........und ich weiß, ich hab was richtig guat gemacht........................



    Fazit:




    Profifußballer führen in der Regel ein privilegiertes Berufsleben. Verdienen gutes Geld, stehen im Mittelpunkt und werden von den Fans gefeiert. Jedoch nicht alle werden zu Welt-Stars. Nach den zehn bis fünfzehn Profi-Jahren geht das Leben weiter. Für viele dann eine große Umstellung. Sie sind dann nicht mehr Teil der Wohlfühl -Oase beim einem Profi-Club, wo ihnen alles abgenommen wurde.  Sie müssen nun ohne die Anerkennung des Star-Rummels klar zu kommen. Das Geld reicht oft auch nicht bis zum Lebensende. Die Zeit danach ,sollte sinnvoll gestaltet sein, Ex-Profis müssen ihr Leben nun selbst in die Hand nehmen.  Nicht alle finden einen Job als Trainer oder Manager im Spitzensport oder erhalten anschließend einen Vertrag als  Fernseh-Experte. Thomas Kastenmaier hat es verstanden, aus seiner Talent und seine Leidenschaft Fußball , auch zu einer Karriere nach der Karriere zu gestalten. Er arbeitet gerne mit Kindern,  gibt sein Wissen und seine Erfahrung weiter.  Doch wie viele Ex-Profis fallen in ein Loch und wissen ihr Leben danach,  nicht zu gestalten?
    Anmerkungen zum Thema der "Steilpass-Fußball-Blog.de" zum Thema "Visionen" und Zitate von Führungspersönlichkeiten wie Dietmar Hopp (SAP/TSG Hoffenheim) und Uli Hoeness (FC Bayern München)
    SAP-Gründer und Fußball-Präsident, Dietmar Hopp wurde in einem Interview gefragt, ob in seinem Club ein Problem mit der Wohlfühlmentalität  herrscht. Seine Antwort: "Wenn ja, dann wäre ich dafür verantwortlich. Außerdem habe ich bei meinem "Lebenswerk" SAP auch für diese Wohlfühlkultur gesorgt. Dabei haben wir etwas von unseren Mitarbeitern zurückbekommen"




    Frage: Sind die Mitarbeiter in der Wirtschaft anständiger als im Fußball? Antwort: "Das ist keine Frage des Anstandes, die Sache ist vielschichtiger. Im Fußball ist die Zeit, in der man Geld verdienen kann, viel kürzer. Das verlangt vom Einezlenen Entscheidungen, bei denen Sentimentalitäten weniger Raum haben. Im Fußball ist alles viel mehr Kopfsache. In der Industrie hat man nicht den unmittelbaren Druck von Millionen von Menschen, die dich nach 90 Minuten in den Himmel heben oder dich zur Hölle verbannen. Natürlich gibt es in der Wirtschaft auch Druck, aber der im Fußball scheint grenzenlos".
    Auch beim FC Bayern, gibt es laut Kastenmaier eine große Wohlfühlkultur.  Für langfristigen Erfolg braucht es jedoch mehr.
    Um Aufgaben und Ziele im Leben erfolgreich umzusetzen, braucht es neben der Leidenschaft,  Ziele und Visionen. Nehmen wir das Beispiel Uli Hoeneß und FC Bayern.  Auf seinen Führungsstil angesprochen:
    "Meine Vision, mein Ziel war immer, aus dem Fußballverein Bayern München, ein Wirtschaftsunternehmen zu machen, dass nicht nur sportlichen Erfolg hat, sondern auch wirtschaftlich solide arbeitet. Darauf achten, dass der Verein sportliche und wirtschaftliche Aspekte in Einklang bringt. Ich will diesen Verein als gesellschaftliche Institution prägen. Ein Hort der Ehrbarkeit und der Skandallosigkeit. Fußball soll kein Kommen und Gehen sein, sondern dass man Menschen zusammenbringt, dass man Gemeinschaft fördert. Das ist uns gelungen. Der FC Bayern ist ein gesellschaftliches Ereignis."

    Wie hat er das umgesetzt? 
    Neben seinen Führungsqualitäten braucht es dazu das richtige Team. Menschen , Kollegen und Mitarbeiter, die Verein in ihren Aufgaben und Funktionen leben, mit Leidenschaft , Identifikation und Ihrer Seele. Das ist für Uli Hoeneß nicht nur eine gut klingende Floskel, erlebt sie vor.

    Zitat: " Mein Traum war es Fußballmanager zu werden, am allerliebsten bei Bayern München. Ich hatte das Glück - nach meinem vorzeitigen Aus als Spieler- von Herrn Neudecker (ehemaliger Bayern-Präsident) angerufen zu werden, mit 27 Jahren.

    Als 18 jähriger, talentierter Spieler kam er seiner Zeit zum FC Bayern. Er war bis zu seiner Sportinvalidität,  tragendes Mitglied einer Mannschaft, die fast alle Vereinstitel, mehrfach, im Weltfußball gewonnen hat. Von der Deutschen Meisterschaft bis zum Europapokal. Durch den FC Bayern wurde er schnell Nationalspieler und Weltmeister. Auf die Frage, ob er bei einem anderen Verein auch so ein erfolgreicher Manager gewesen wäre, welche Rolle dabei Identifikation hat:

    Zitat: "Aus heutiger Sicht mit der langjährigen Erfahrung, "Ja". Es hätte mir aber immer die letzte Emotion gefehlt. Um wirklich gut zu sein, muss man mit seinem Club emotional verbunden sein. Man muss seine Seele drin haben".

    Der FC Bayern hat "dem Spieler" Uli Hoeneß eine Weltkarriere -Geld - Ruhm und Erfolg- ermöglicht. Anschließend ihm als "27-jährigen Jungspund" seinen Traumberuf als Fußballmanager angeboten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie es sich anfühlt, seine Leidenschaft Fußball aus gesundheitlichen Gründen ,frühzeitig aufgeben zu müssen. Zum Profi , gar zu nationalen und internationalen Titeln ,hätte mein Talent zwar nie gereicht. Aber um diese Leidenschaft , den Gemeinschaftssinn weiter auszuleben können wurde ich auch Fußballmanager in den Amateur-Niederrungen.

    Uli Hoeneß war dem FC Bayern dankbar , hat es sich zu Lebensaufgabe gemacht etwas zurück zu geben. Er hat seine Seele in diesem Verein gesteckt um diesen zu einem der größten Fußball-Institutionen der Welt zu machen. Die Philosophie  von Nehmen und Geben oder "Win -Win"
    Welchen Grund wird es haben, wenn Thomas Kastenmaier nur positiv über seinen Ex-Club redet? Sogar 99 von 100 Ex-Spielern das gleiche tun?
    Der Führungsstil des FC Bayern basiert auf Wertschätzung, Anerkennung, Respekt und Fürsorge.
    Zitat Kastenmaier:
    "Dieser Verein ist immer korrekt zu den Spielern, nimmt dir alles ab, damit du dich nur auf Fußball konzentrieren kannst. Wenn du dich korrekt verhälst , bekommst du dein Geld und niemand diskutiert über 2,50 €. Wenn es dir schlecht geht, macht dieser Verein alles für dich." 

    Kastemaier war nie der "große Star" beim FC Bayern, aber diese Gesten und Aufmerksamkeiten anlässlich seiner Hochzeit  -obwohl er nicht mehr Mitglied dieser großen Bayernfamilie  war- klingen heute noch in seinem Worten und Erzählungen durch.  Im Interview erzählt er voller Respekt, Dankbarkeit, gar mit Bewegtheit , über Uli Hoeneß und dem FC Bayern. Betrachter man nun die Schicksalsgeschichten um Gerd Müller, Lars Lunde, Uwe "Kobra" Wegmann, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, wo der Club oder der Manager persönlich, in der Not unterstützt oder geholfen hat, wird "die Saat", die Philosophie des Uli Hoeneß klar. Auch die vielen anderen Spieler die mal Mitglied der großen Bayernfamilie waren reden ähnlich über diesen Club. Wie groß wird dann das Herzblut und die Identifikation sein, wenn diesen Ex-Spielern eine Aufgabe, einen Job beim FC Bayern angeboten wird? Wie viel "Seele" werden diese Ex-Spieler investieren um dem FC Bayern etwas zurück zu geben.
    Die Vision des Mangers ist weitgehend erfüllt "Dem ideal wie man einen Fußballclub führen könnte, kommen wir im Moment ziemlich nahe. Jedoch in dem Moment wo man sich zurücklehnt wird es gefährlich".

    Der Präsident Hoeneß hat eine neue Vision.
    "Ich muss jetzt darangehen, dazu beizutragen, das Kapitel Bayern München in die Zukunft zu führen. Das alles läuft, so dass die Jungen vorne dran ,das richtig machen. Die Kunst ist es nun ,das passende Konzept für die Zukunft zu stricken, so dass die nächste Generation ,den Verein auch auf diesen Level weiter führt. Das  wird eine große Herausforderung. Eine neue Generation von ehemaligen Bayern-Spielern steht bereit, das Ruder zu übernehmen. Das ist genau in meinem Sinne. Ehemalige Leute einzubauen, die prädestiniert für diese Aufgaben sind. Das ist Bayern-Like. Die Identifikation dieser Leute, als auch mit den Fans ist höher, als wenn man einen aus Wanne-Eickel holt".